Dieser Monatsrückblick ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Zum englischen Original gelangen Sie hier. Details zu unserem ehrenamtlichen Übersetzerteam finden Sie hier.
GV-Moskitos: Menschen als Versuchskaninchen
Im Jahr 2013 begann das britische Biotechunternehmen Oxitec damit, gentechnisch veränderte Moskitos in zwei Kleinstädten im brasilianischen Bundesstaat Bahía freizusetzen. Die Firma stellte das Projekt als großen Erfolg dar, da es zu einer Reduzierung der lokalen Moskitopopulation um 92% geführt habe. Der vermeintliche Erfolg erwies sich jedoch als ausgesprochen kurzlebig: Die Population erholte sich ebenso schnell wieder, wie sie zurückgegangen war, und die lokalen Behörden mussten sogar den Dengue-Notstand ausrufen. Bei einer anschließenden, im September 2019 veröffentlichten Studie stellte ein internationales Team von Wissenschaftlern eine weitere alarmierende Tatsache fest: Viele der GV-Moskitos – die laut Angaben des Herstellers nur sterile Nachkommen erzeugen –, hatten sich mit ihren natürlichen Artgenossen gekreuzt und ihre Gene an nachfolgende Generationen weitergeben. Die daraus entstandenen Hybride sind möglicherweise sogar robuster als die natürliche Moskito-Population. Als sich ein Vertreter der brasilianischen Kommission für Biosicherheit (CTNBio), die das Freisetzungsprojekt der GV-Moskitos genehmigt hatte, vor Ort ein Bild von der Lage machte, war er derart schockiert, dass er seine Kollegen bei der CTNBio aufforderte, eine Fortsetzung des Projekts unverzüglich zu verbieten, bis weitere Untersuchungen zu den Auswirkungen auf Mensch und Umwelt durchgeführt würden. Besonders entsetzt war er über das offensichtliche Desinteresse von Oxitec an der Sicherheit der lokalen Anwohner, die völlig unzureichend informiert wurden und die Rolle von Versuchskaninchen spielten.
Boris Johnson auf Kollisionskurs mit dem schottischen Parlament wegen Gentechnik
Boris Johnson hat sich seit seinem Amtsantritt als britischer Ministerpräsident bereits in drei Reden für den Anbau gentechnisch veränderter Nahrungsmittel ausgesprochen. Aber die schottische Regierung weigert sich, diesen Kurs mitzumachen und hält an ihrer „entschiedenen Ablehnung“ von GVO fest.
Farmers Weekly äußert sich zu Johnsons GVO-Hype
GMWatch wurde von der britischen Fachzeitschrift Farmers Weekly und der deutschen Tageszeitung Taz in Artikeln zitiert, bei denen es um den von Boris Johnson verbreiteten GVO-Hype geht. Farmers Weekly ließ außerdem einen Vertreter der Soil Association zu Worte kommen, der sich kritisch zu Johnsons rücksichtsloser Kampagne zur Deregulierung von gentechnisch veränderten Pflanzen und Nahrungsmitteln äußerte.
US-Lobbyist: Großbritannien muss bei bilateralem Handelsabkommen amerikanische Lebensmittelstandards akzeptieren
Im Rahmen eines künftigen bilateralen Handelsabkommens mit den USA muss Großbritannien amerikanische Lebensmittelstandards annehmen, so Zippy Duvall, Leiter des American Farm Bureau und führender Vertreter der US-Agrarlobby. Er betonte, die amerikanischen Landwirte seien sehr daran interessiert, mit ihren britischen „Freunden“ Handel zu treiben. Gleichzeitig wies er darauf hin, Ängste über die Gentechnik und über Praktiken wie die Reinigung von Hühnchen in Chlorlösungen seien unbegründet und „nicht wissenschaftsbasiert“.
Britischer Starkoch Jamie Oliver warnt vor Handelsabkommen mit den USA
Der britische Starkoch Jamie Oliver zeigte sich in einem Interview mit der britischen Tageszeitung The Times besorgt über ein mögliches Handelsabkommen mit den USA und dessen Auswirkungen auf die Lebensmittelstandards in Großbritannien. Er erwartet, dass der Konsum von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln im Falle eines Brexit stark steigt und will sich dafür einsetzen, dass „unsere Kultur und unsere Standards“ nicht durch neue Handelsabkommen zerstört werden. Er fügte hinzu: „Ich halte den Einsatz von Hormonen und gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln für falsch.“
Amazonas-Regenwald in Flammen
Die Zerstörung des brasilianischen Amazonas-Regenwaldes hat sich im Jahr 2019 deutlich beschleunigt, nachdem Präsident Jair Bolsonaro eine Ausweitung der Rodungen für landwirtschaftliche Zwecke zugelassen hat. Mehrere Monate lang wüteten riesige Waldbrände in der Region, die teilweise völlig außer Kontrolle gerieten. Bolsonaro weigerte sich jedoch hartnäckig, internationale Hilfe bei der Bekämpfung der Waldbrände anzunehmen, da er dies als Angriff auf Brasiliens Souveränität empfand.
Paraguay: Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Pestizideinsatz beim GVO-Anbau
Die UN-Menschenrechtskommission hat die Regierung von Paraguay dazu aufgefordert, effektive und umfassende Nachforschungen einzuleiten, um die Versprühung von Agrochemikalien durch Großfarmen auf Feldern mit GV-Soja und die daraus resultierende Vergiftung von Menschen (darunter Kinder) sowie die Kontaminierung von Wasser, Böden und Nahrung zu untersuchen. Zudem forderte sie eine Bestrafung der Verantwortlichen, eine Entschädigung der Opfer und die Bekanntgabe der entsprechenden Entscheidung in einer großen Tageszeitung.
Südafrika: Vergiftung der Grundnahrungsmittel durch Pestizide
Das African Centre for Biodiversity (ACB) hat seine Besorgnis über die bevorstehende Zulassung von drei gentechnisch veränderten Maissorten durch die südafrikanische Regierung geäußert. Die Sorten sind resistent gegen das extrem toxische Herbizid 2,4-D.
Malaysia: 24 Schüler erleiden Pestizidvergiftung
Das Pestizid-Aktions-Netzwerk Asien-Pazifik (PANAP) hat die malaysische Regierung aufgefordert, pestizidfreie Pufferzonen um Schulen einzurichten, nachdem 24 Schüler in der Kleinstadt Port Dickson während des Unterrichts schwer erkrankt waren, weil sie vermutlich Pestiziddämpfe von einer nahe gelegenen Chilifarm eingeatmet hatten.
USA: zunehmende landwirtschaftliche Schäden durch Dicamba-Abdrift
Landwirtin Jennie Schmidt baut verschiedene Kulturen an, darunter vor allem GV-Mais und -Sojabohnen, und ist seit Jahren eine vehemente Verfechterin der Agrargentechnik. Aber in diesem Jahr musste sie zusehen, wie ihre Weinreben durch Herbizid-Abdrift zerstört wurden. Die Reben produzierten unregelmäßige Traubenbündel, die in toten, verbrannten Spitzen mit kleinen, ungenießbaren Beeren endeten. Experten haben zwei Unkrautvernichter als Verursacher der Schäden im Verdacht: 2,4-D und Dicamba. Beide Herbizide werden auf Feldern mit gentechnisch veränderter Soja versprüht und 2,4-D außerdem auf Anbauflächen mit GV-Soja, und beide Herbizide haben eine starke Abdriftneigung. Schmidt war bei weitem nicht die einzige Leidtragende: In mehreren Bundesstaaten gingen bei den Behörden zahlreiche Beschwerden über Ernteschäden durch Dicamba-Abdrift ein, ebenso wie über Schädigungen von nicht-landwirtschaftlichen Pflanzen wie Bäumen und Gartengemüse.
USA: Landwirte und Umweltschützer kämpfen gegen Pestizid-Zulassung
Vier Agrar- und Umweltschutzorganisationen haben eine Bundesklage gegen die US-Umweltschutzbehörde (EPA) und Monsanto wegen der Zulassung von XtendiMax angekündigt, welches die Chemikalie Dicamba enthält. Das Pestizid wurde entwickelt, um auf Soja- und Baumwollpflanzen gesprüht zu werden, die von Monsanto gentechnisch so verändert wurden, dass sie Dicamba tolerieren.
Dicamba-Abdrift schädigt Lebensräume von Wildtieren
Eine von einer Umweltschutzorganisation im US-Bundesstaat Arkansas durchgeführte Studie warnt vor ökologischen Kollateralschäden durch das Versprühen von Dicamba-Herbiziden. Bei einer weiteren Ausdehnung des Anbaus von GV-Kulturen (auf denen Dicamba typischerweise verwendet wird) könne die atmosphärische Belastung durch Dicamba-Abdrift ausreichen, um nicht nur große Schäden in der Landwirtschaft zu verursachen, sondern auch in Nationalparks und Naturschutzgebieten. Dadurch würden die Lebensräume von Wildtieren und vor allem Vögeln gefährdet.
Missouri und Arkansas: Sojaforschung durch Dicamba-Abdrift gefährdet
Die massive Zunahme des Anbaus von Dicamba-resistenen Kulturen in den USA bereitet staatlich finanzierten Forschern, die mit neuen, nicht gentechnisch veränderten Sojasorten experimentieren, zunehmend Kopfzerbrechen: Wegen der starken Abdriftneigung des Herbizids erleiden die Sojapflanzen auf ihren Testfeldern schwere Schäden. Einer der betroffenen Wissenschaftler ist Pengyin Chen, der an der Universität von Missouri forscht. Dass seine Pflanzen krank sind, ist auf den ersten Blick ersichtlich: Ihre Blätter sind welk, und sie legen zerbrechliche kleine Seitenäste aus. „Für uns als Wissenschaftler ist dies sehr entmutigend und sehr schmerzlich“, sagte er. „Unser ganzes Forschungsprojekt ist betroffen. Und wir waren nicht einmal in der Lage, eine einzige wissenschaftliche Analyse unserer Daten durchzuführen.“ Aus den benachbarten Bundesstaaten wurden ähnliche Fälle gemeldet: Der Unkrautexperte Jason Norsworthy, der an der Universität Arkansas forscht, beklagte, dass der Landwirtschaftsabteilung seiner Universität durch Dicamba-Abdrift auf einer Fläche von 250 Hektar Schäden in Höhe von insgesamt 500.000 Dollar entstanden seien. Er fügte hinzu: „Unsere ganze Forschung war für die Katz.“
USA: „König des Unkräuter“ ist zunehmend herbizidtolerant
Palmer-Amaranth, ein in den USA weit verbreitetes Unkraut, ist zunehmend gegen Glyphosat, Dicamba und 2,4-D resistent – drei Herbizide, die auf herbizidtoleranten GV-Kulturen eingesetzt werden. Landwirte im US-Bundesstaat Tennessee, die im dritten Jahr in Folge Dicamba und Glyphosat auf ihren Feldern versprüht haben, berichten, dass eine einzige Spritzung – anders als im ersten Jahr – mittlerweile nicht mehr ausreicht, um dieses und andere Unkräuter zu kontrollieren. Experten von Chemieunternehmen (!) empfehlen den Landwirten nun, sich zur Unkrautbekämpfung agroökologischen Methoden zuzuwenden.
Kanada: NGOs rufen Behörden zum Umdenken in Bezug auf herbizidtolerante GVO auf
In Kanada haben zivilgesellschaftliche Gruppen und Nichtregierungsorganisationen, darunter das Canadian Biotechnology Action Network (CBAN) und Prevent Cancer Now (PCN), die Behörden aufgefordert, ihren weichen Ansatz bei der Regulierung von herbizidtoleranten GVO in der Landwirtschaft zu überdenken. Erst kürzlich hat Monsanto einen Antrag auf Zulassung einer gentechnisch veränderten Maissorte gestellt, die den Anwendungen von vier Herbiziden, darunter 2,4-D und Dicamba standhalten kann.
Studie untersucht Auswirkungen von Neonicotinoiden auf Singvögel
Eine Gruppe kanadischer Wissenschaftler hat vor kurzem eine Studie durchgeführt, in der sie die Auswirkungen von Imidacloprid, eines häufig beim Anbau von GV-Soja und -Mais verwendeten Neonicotinoids, auf die Gesundheit und das Verhalten von Dachsammern untersuchte. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Zugvögel aufgrund der Exposition gegenüber dem Pestizid ihre Nahrungsaufnahme einschränkten, an Masse und Fett verloren und ihre Migration später begannen als normalerweise – eine wahrscheinliche Folge der Vergiftung durch die Chemikalie. Daraus wiederum ergaben sich negative Implikationen für die Überlebens- und Reproduktionschancen der Tiere.
US-Bundesstaat Maine will Auswirkungen der Herbizid-Versprühung auf Wälder untersuchen
Ein Gesetz, das von Troy Jackson, dem Senatspräsidenten des US-Bundesstaates Maine, eingebracht wurde, verlangt, dass die regionale Pestizidbehörde eine Studie über die Praxis des Versprühens von Herbiziden aus der Luft zu Entwaldungszwecken durchführt. „Die meiste Zeit meines Lebens habe ich im Wald gearbeitet; früher gab es dieses Versprühen aus der Luft noch nicht, und ich würde sagen, die Wälder wuchsen gut oder wahrscheinlich besser als heute“, so Jackson, 51, ein Holzfäller der fünften Generation.
US-Umweltbehörde will auf Toxizitätsstudien an Tieren verzichten
Die US-Umweltbehörde EPA will in Zukunft schrittweise auf Tierversuche zur Ermittlung der Toxizität von Chemikalien verzichten, was von Industrie- und Tierschutzgruppen gleichermaßen begrüßt wurde. Der Natural Resources Defense Council, eine führende amerikanische Umweltorganisation, kritisierte die Entscheidung dagegen als unverantwortlich, da die mit alternativen Methoden erzielten Ergebnisse deutlich weniger zuverlässig und aussagekräftig seien.
Kapselwürmer entwickeln Resistenzen gegen Bt-Toxine in Baumwoll- und -Maissorten mit gestapelten Genen
Wie Entomologen und Landwirte aus den südlichen US-Bundesstaaten berichten, hat der Baumwollkapselwurm in den letzten zehn Jahren immer mehr Resistenzen gegen Bt-Toxine in gentechnisch veränderten Mais- und Baumwollpflanzen entwickelt, darunter Sorten, bei denen mehrere veränderte Gene gestapelt wurden. Sogar GVO der neuesten Generation, die das sogenannte Vip3A-Protein produzieren – eine vermeintliche Wunderwaffe gegen den Schädling –, fallen diesem nun zum Opfer.
Deutsche Verbraucher wollen kein Gen-Soja aus den USA
In deutschen Supermärkten ist immer häufiger das freiwillige „Ohne Gentechnik“-Siegel zu finden. Produkte mit dem Siegel generierten allein im Jahr 2018 in Deutschland einen Umsatz von 11 Milliarden Dollar, so ein Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA). In der Tat verlangen die deutschen Verbraucher immer häufiger als gentechnikfrei gekennzeichnete Lebensmittel. Der gleiche Trend ist auch bei den Abnehmern von Futtermitteln zu beobachten. Dies eröffnet neue Absatzmöglichkeiten für amerikanische Produzenten gentechnikfreier Nahrungs- und Futtermittel, während die GVO-Hersteller Exporteinbußen hinnehmen müssen.
Impossible Burger: Hat der Hersteller den Mund zu voll genommen?
Impossible Foods – Hersteller des vegetarischen „Impossible Burger“ – hat mit seinem Produkt für viel Hype gesorgt. Der Burger soll nicht nur wie Fleisch schmecken, sondern sogar beim Durchschneiden wie Fleisch bluten. Wichtiger noch: Angeblich ist er eine umweltfreundliche Alternative zum konventionellen Burger und somit ein Schritt auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft. Aber wie Wissenschaftsjournalistin Anna Lappé schreibt, besteht eine erhebliche Kluft zwischen diesem Anspruch und der Realität. Denn das in dem Burger enthaltene Soja ist gentechnisch verändert und wurde unter massivem Einsatz von Pestiziden angebaut – eben jenen Pestiziden, die zu einer Häufung von Krebsfällen beim Menschen und zu einem Insektensterben ungeheuren Ausmaßes geführt haben.
Impossible Burger: kein gesunder und umweltfreundlicher Fleischersatz
Das Center for Food Safety, eine renommierte amerikanische Verbraucherschutzorganisation, hat ein Informationsdokument darüber erstellt, was mit dem pflanzlichen Impossible Burger, der zwei Arten von GVO enthält, nicht stimmt. In dem Dokument heißt es: „Selbstverständlich ermutigen wir die Konsumenten, weniger Fleisch zu essen und sich von pflanzlichen Proteinen zu ernähren, aber wir glauben, dass der Ersatz konventioneller tierischer Produkte durch ultraverarbeitete, schlecht untersuchte und unterregulierte gentechnisch veränderte Produkte NICHT die geeignete Alternative zur Massentierhaltung und nicht die richtige Antwort auf die Klimakrise ist“.
Erneuerbare Landwirtschaft ist klimafreundlicher als der Impossible Burger
Wie eine Lebenszyklusanalyse (LZA) zeigt, ist Fleisch aus regenerativer Landwirtschaft sehr viel umwelt- und klimafreundlicher als der gentechnisch veränderte Impossible Burger. Das von White Oaks Pasture erzeugte Rindfleisch beispielsweise hat einen geringen ökologischen Fußabdruck und zeichnet sich sogar durch eine positive CO2-Bilanz aus: Pro Kilogramm Rindfleisch aus diesem Farmbetrieb werden der Atmosphäre 3,5 kg CO2 entzogen. Dies ergab eine Studie des auf Nachhaltigkeitsaspekte spezialisierten Beratungsunternehmen Quantis. Von einem solchen Ergebnis kann Impossible Foods nur träumen.
Wie nachhaltig sind Synbio-Startups wirklich?
Trotz extrem hoher Erwartungen an Startup-Unternehmen im Bereich der synthetischen Biologie bleiben zahlreiche Fragen über die unbeabsichtigten Konsequenzen dieser Technologie offen sowie darüber, wie die damit hergestellten Produkte letztlich bei den Verbrauchern ankommen. Zu den wichtigsten Aspekten gehören die Nachhaltigkeit von Futtermitteln, Sicherheitsmechanismen zur Vermeidung der unbeabsichtigten Freisetzung geneditierter Organismen, potenzielle Gesundheitsrisiken sowie eine mögliche Schädigung landwirtschaftlicher Gemeinschaften.
Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel: Haltung der Europäischen Lebensmittelbehörde ist zu lax
Eine neue Peer-Review-Studie hat festgestellt, dass die befürwortende Stellungnahme der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu dem von Monsanto entwickelten gentechnisch veränderten Mais MON810 (dem bisher einzigen in der EU kommerziell angebauten GVO) erhebliche Mängel aufweist. Wie die Autorin der Studie, Veronika Chvátalová, bemerkt, hat die EFSA in ihrem Bericht „relevante Forschungen ignoriert, Informationen selektiv dargestellt, Studien falsch zitiert, Unsicherheiten nicht zugegeben, nicht zu weiteren Untersuchungen aufgerufen, wo dies erforderlich gewesen wäre, und es unterlassen, Studien und ihre Ergebnisse kritisch zu interpretieren“. Chvátalová folgert, dass die EU-Kommission ihre Zulassung zum Anbau dieser Maissorte zurückziehen sollte.
Europäischer Gerichtshof entscheidet bei GV-Importen zum Nachteil der Verbraucher
Der Europäische Gerichtshof hat sein Urteil in einem Gerichtsprozess gefällt, der von mehreren Wissenschafts- und Umweltorganisationen eingeleitet worden war. In dem Prozess ging es um die gesundheitlichen Risiken von gentechnisch veränderten Sojabohnen, die von Bayer/Monsanto hergestellt und in der EU unter dem Markennamen „Intacta“ vertrieben werden. Die Kläger hatten eine Verschärfung der Risikobewertungsstandards für GVO-Importe gefordert. Das Gericht war jedoch der Auffassung, dass die Risiken der GV-Sojabohnen vor der Erteilung der Importzulassung ausreichend untersucht wurden und wies die Klage zurück.
Europa: Keine Kennzeichnungspflicht für von GV-Mikroorganismen produzierte Zusatzstoffe
Ende 2018 wurde bekannt, dass in der EU aus China importierte Vitamin-B2-Chargen auf den Markt gelangt waren, die durch gentechnisch veränderte Bakterien kontaminiert waren – mit eben jenen Bakterien, die zur Herstellung der Vitamine verwendet wurden. Dadurch rückte einmal mehr die Frage in den Vordergrund, weshalb Lebensmittelzusätze, Geschmacksverstärker, Enzyme und Farbstoffe, die mit Hilfe von GV-Mikroorganismen produziert werden, in der EU nicht als GVO gekennzeichnet werden und auch keine besondere Bewertung oder Zulassung erfordern.
Brasilianische Baumwollbauern verklagen Bayer wegen GVO-Saatgut
Brasilianische Baumwollproduzenten aus dem Bundesstaat Mato Grosso haben Bayer verklagt. Sie verlangen eine Aufhebung des Patentschutzes des von dem Agrochemiekonzern vertriebenen gentechnisch veränderten Baumwollsaatguts und fordern umgerechnet mehr als 130 Millionen Euro an Lizenzgebühren zurück, da die Sorte keine technologische Innovation darstelle.
Pakistan verhängt Moratorium für Feldversuche mit GV-Mais
Die pakistanische Regierung hat weitere Feldversuche mit Gentech-Mais gestoppt, um eine Kontamination gentechnikfreier Felder zu verhindern, die die Maisexporte des Landes belasten würde.
Indien: Bauernverbände fordern dringende Maßnahmen gegen illegalen GVO-Anbau
Indische Bauernverbände haben mit landesweiten Protesten gedroht, falls die Zentralregierung keine energischen Maßnahmen gegen den illegalen Anbau von Gentech-Pflanzen ergreift.
GV-Baumwolle in Indien: alles andere als eine Wundersaat
Die aktuelle indische Regierung unter Ministerpräsident Modi behauptet, dass die gentechnisch veränderte Bt-Baumwolle ein großer Erfolg sei, der mit anderen Pflanzen wiederholt werden müsse. Mit dem Ziel, die Dinge richtigzustellen, organisierten Wissenschaftler und Umweltschützer eine Medienveranstaltung im Constitution Club of India, auf der sie erklärten, warum Bt-Baumwolle ganz im Gegenteil ein teurer Fehlschlag ist.
Australien: Deregulierung von neuartigen Gentechniken gefährdet öffentliche Gesundheit
Die australische Regierung hat ein neues Gesetzesvorhaben eingebracht, das vorsieht, mit Hilfe des Genome Editing hergestellte tierische und pflanzliche Nahrungsmittel von der GVO-Regulierung auszunehmen. Sollte sie damit Erfolg haben, würde diese neue Klasse von Produkten ohne jegliche Sicherheitsbewertung auf den Markt kommen.
Tasmanien verlängert GVO-Moratorium
Die tasmanische Regierung hat ihr Verbot des kommerziellen Anbaus von GVO um weitere zehn Jahre bis 2029 verlängert. Das GVO-Moratorium besteht bereits seit 2001.
Tasmanien reguliert geneditierte Organismen als GVO
Gemäß dem nationalen Gentechnikgesetz unterliegen Organismen des Typs SDN-1 (SDN-1 bezieht sich auf einen Bruch des DNA-Doppelstrangs, der ohne Einfügung fremder DNA repariert wird) in Australien nicht länger den GVO-Vorschriften. Die Regierung des australischen Bundesstaates Tasmanien hat jedoch entschieden, Genome-Editing-Techniken weiter als gentechnisch veränderte Organismen zu regulieren. Dies ist sehr zu begrüßen.
USA: konventionelle Milch durch Antibiotika, Pestizide und Wachstumshormone belastet
In einer Studie haben amerikanische Wissenschaftler Milch auf Reste von Antibiotika und Pestiziden untersucht. Dabei fanden sie heraus, dass nur die Milch von konventionell gehaltenen (nicht jedoch die von biologisch gehaltenen) Kühen kontaminiert war. Bei mehreren Antibiotika lagen die Konzentrationen sogar über den nationalen Grenzwerten. Die Forscher fanden außerdem größere Mengen von Rinderwachstumshormonen. Das legte die Vermutung nahe (ohne es jedoch zu beweisen), dass die Landwirte ihren Kühen gentechnisch veränderte Wachstumshormone (rbGH) verabreichten, die in Kanada und Europa verboten, in den USA jedoch erlaubt sind.
Billige Lebensmittel gehen auf Kosten von Gesundheit und Umwelt
Laut der britischen Nichtregierungsorganisation RSA Food Farming and Countryside Commission (FFCC), zu deren Mitgliedern Landwirte, Wissenschaftler, Gesundheitsexperten und interessierte Bürger zählen, haben billige, ungesunde Lebensmittel einen hohen Preis: die aus dem Ruder laufende Krise der öffentlichen Gesundheit und die Zerstörung der Umwelt. Die FFCC fordert daher von der Politik, das Agrar- und Lebensmittelproduktionssystem in Großbritannien radikal zu reformieren und innerhalb von zehn Jahren nachhaltig zu machen.
Wie bestellt und nicht abgeholt: Lebensmittelverschwendung beginnt schon auf dem Acker
Es wurde schon öfter darauf hingewiesen, dass in den USA etwa 40% der im Einzelhandel angebotenen Lebensmittel auf der Müllhalde landen. Weniger bekannt ist eine weitere Statistik: Rund 33% der Nahrungsmittel verrotten auf den Feldern und gelangen gar nicht erst in den Handel. Dies liegt unter anderem daran, dass die betreffenden Produkte nicht den Vorstellungen der Abnehmer in Bezug auf Größe und Aussehen entsprechen. Das Ausmaß der Verschwendung ist also noch viel größer, als die meisten vermuten. Außerdem zeigt sich daran einmal mehr, dass in der Welt kein Mangel an Nahrungsmitteln herrscht, sondern vielmehr ein Problem der ineffizienten Verteilung. Wir benötigen also kein gentechnisch verändertes „Wundersaatgut“, um die Erträge zu steigern (davon abgesehen, dass es dieses Wundersaatgut auch gar nicht gibt).
Wir brauchen keine industrielle Landwirtschaft, um die Welt zu ernähren
Schon seit Jahrzehnten wiederholen die Vertreter der Agrarchemiebranche gebetsmühlenartig die gleiche abgedroschene Botschaft: Wir müssen unsere landwirtschaftliche Produktion massiv steigern, um den Hunger in der Welt zu beseitigen. Und hierzu benötigen wir industrielle Anbaumethoden und vor allem die Gentechnik. Diese Behauptungen gehen jedoch völlig an der Realität vorbei, wie Timothy A. Wise, Forscher am Small Planet Institute, in einem hervorragenden Artikel erklärt: Hochleistungslandwirtschaft und GVO sind nicht die Lösung, sondern eine der Ursachen der globalen Ernährungskrise. Um das Problem in den Griff zu kriegen, benötigen wir stattdessen eine Stärkung traditioneller Agrarsysteme, eine gerechtere Verteilung der Ressourcen und eine Reduzierung der Verschwendung.
Manipulation menschlicher Embryonen: permanentes Verbot erforderlich
In einem in dem Online-Magazin The Berkeley Daily veröffentlichten Artikel weisen Dr. Stuart Newman, Professor an der Abteilung für Zellbiologie und Anatomie des New York Medical College, und Dr. Tina Stevens, emeritierte Dozentin im Fachbereich Geschichte an der San Francisco State University, darauf hin, dass die Manipulation menschlicher Embryonen nicht sicher durchgeführt werden kann. Daher sprechen sich die Wissenschaftler für ein striktes Verbot derartiger Eingriffe aus. Ein vorläufiges Moratorium fänden sie hingegen gefährlich, da es die Tür für eine künftige Legalisierung offenhalten würde.
Genome Editing am Menschen: Wissenschaftliche Selbstkontrolle reicht nicht aus
Wenn es um die Genome Editing am Menschen geht, wird Selbstkontrolle niemals effektiv sein, schreibt Pete Shanks vom Center for Genetics and Society, einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Berkeley, Kalifornien. Denn der wissenschaftliche Ehrgeiz ist in vielen Fällen einfach zu groß, ebenso wie das finanzielle Interesse an praktischen Anwendungsmöglichkeiten. Als Beispiel führt Shanks Dr. He Jiankui an, den chinesischen Wissenschaftler, der die Geburt von geneditierten Zwillingen ermöglichte und sich dabei über die ethischen Bedenken dutzender wissenschaftlichen Kollegen aus dem In- und Ausland hinwegsetzte, die von dem Experiment wussten – und von denen keiner an die Öffentlichkeit ging.
Erste Affe-Mensch-Chimäre erregt Besorgnis bei Wissenschaftlern
Mehrere Wissenschaftler weltweit arbeiten daran, Chimären zwischen Mensch und Tier zu entwickeln. Das langfristige Ziel solcher Experimente ist es, auf diesem Wege menschliche Organe für Transplantationen herzustellen. Nun wurde bekannt, dass chinesische und spanische Forscher erstmals menschliche Stammzellen in Affen-Embryos eingepflanzt haben. Dies hat eine Debatte ausgelöst, ob die Erschaffung solcher Mischwesen ethisch vertretbar ist.
LOBBYWATCH
Anwaltskanzlei warnt: Jon Entine und das Genetic Literacy Project sind Monsanto-Trolle
Als Gründer und Geschäftsführer des Genetic Literacy Project (GLP) gibt sich Jon Entine als objektive Autorität in Sachen Wissenschaft, obgleich sich sein „Wirken“ in diesem Bereich vor allem darauf konzentriert, Wissenschaftler, Journalisten und andere anzugreifen – auf Geheiß der Unternehmen, die ihn bezahlen. So nennt denn auch ein PR-Plan von Monsanto GLP als einen seiner „Branchenpartner“. Monsanto hatte vor, GLP und andere in ähnlicher Weise mit dem Chemiegiganten verbundene „unabhängige“ Dritte zu beauftragen, „den Ruf von Roundup zu schützen“ und hinsichtlich des Untersuchungsergebnisses der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), das Glyphosat als „für den Menschen wahrscheinlich krebserregend“ einstuft, einen „konzertierten Aufschrei“ zu veranstalten.
So vermitteln Monsanto, eine PR-Firma und ein Reporter Lesern ein verzerrtes Bild der Wissenschaft
Angesichts zahlreicher Kampagnen zur Kennzeichnung von GVO und horrenden Meldungen darüber, wie Monsanto mit unliebsamen Widersachern verfährt, hat der Konzern in den vergangenen zehn Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um sein schwer angeschlagenes Image aufzupolieren. Im Jahr 2013 holte sich das Unternehmen dann Hilfe von Ketchum PR – der PR-Firma, zu deren Klienten auch diverse Regierungen zählen, die für Menschenrechtsverletzungen bekannt sind. Ketchum entwickelte daraufhin eine Kampagne unter dem Titel „GMO Answers“ (Antworten rund um GVO): Mithilfe sozialer Medien und externer Wissenschaftler präsentierte man „alternative Fakten“, um Bedenken hinsichtlich der Produkte von Monsanto zu zerstreuen. Interne Dokumente beschreiben diese Kampagne sowie die angewandten Taktiken, die das Bild von Monsanto in der Öffentlichkeit verbessern sollten – Taktiken wie den Aufbau enger Beziehungen zu einem Journalisten, die sich für das Unternehmen ausgezahlt zu haben scheinen.
Wie Monsantos „Nachrichtendienst“ Journalisten und Aktivisten ins Visier nahm
Wie Dokumente jetzt ans Licht gebracht haben, betrieb Monsanto eine Abteilung zur Überwachung und Diskreditierung von Journalisten und Aktivisten, durch die der Chemieriese seine kommerziellen Interessen bedroht sah. Hierzu gehörten der Sänger Neil Young (der in seinen Liedtexten keinen Hehl aus seiner Verachtung von Monsanto macht), die Journalistin Carey Gillam (die den glyphosatbasierten Unkrautvernichter des Konzerns und damit potenziell in Zusammenhang stehende Fälle von Krebs untersucht hatte) und die gemeinnützige Organisation US Right to Know. Bezeichnenderweise nannte Monsanto seine Abteilung „Nachrichtenfusionszentrum“ – ein Begriff, den normalerweise Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden für die Überwachung terroristischer und krimineller Aktivitäten verwenden. Amy Goodman von Democracy Now hat ein interessantes Interview mit mehreren Betroffenen zu diesen Enthüllungen veröffentlicht.
Monsanto-Wissenschaftler wollte Mütter-Organisation „fertigmachen“, wie E-Mails belegen
Jetzt öffentlich gewordene Korrespondenz aus dem Jahr 2013 zwischen Monsanto geneigten Wissenschaftlern und führenden Köpfen des Unternehmens zeigt, dass Letztere die Interessengruppe Moms Across America am liebsten hätten „so richtig fertigmachen“ wollen. Moms Across America hatte Monsanto in einem offenen Brief gebeten, die Nutzung des Pestizids Glyphosat – das mehrere Studien mit Krebs in Verbindung bringen – sowie die Produktion von GV-Saatgut einzustellen. „Eine Woche lang habe ich dafür plädiert, die mal so richtig fertigzumachen – aber ich habe eindeutig verloren“, schrieb Monsantos Dr. Daniel Goldstein an den Kulturpflanzenforscher Wayne Parrott von der Universität Georgia und den Biochemiker Bruce Chassy, Universität Illinois. „Mütter attackiert man nicht – das schadet dem Image.“
Carey Gillam: Monsanto hat eine Schritt-für-Schritt-Strategie entwickelt, um meinen Ruf zu zerstören
Interne Aufzeichnungen von Monsanto belegen, wie man vorgehen wollte, um die Behauptung, Roundup sei sicher, zu verteidigen. Im Rahmen dieses Aktionsplans sollten bestimmte Google-Suchergebnisse weiter nach vorne geholt und negative Bewertungen von Carey Gillams Buch „Whitewash“ geschrieben werden.
So „modellieren“ Unternehmen und PR-Firmen Berichterstattung über wissenschaftliche Entwicklungen
Der Journalist Paul D. Thacker hat all jenen Wissenschaftsautoren einen Schuss vor den Bug verpasst, deren Berichterstattung es, wie er sagt, nicht einmal verdient, als Journalismus bezeichnet zu werden. Wer während der vergangenen 20 bis 30 Jahre die Flut von Artikeln über „die Wunder der Gentechnik“ verfolgt hat – jüngst ganz ungeniert als Erfolge von CRISPR-Cas9 und anderen Formen gentechnischer Manipulation verkauft –, der weiß, auf wen Thacker zielt: wissenschaftliche Autoren, die mehr mit Cheerleadern als mit kritischen Journalisten gemein haben.
Monsanto bediente sich ehemaliger Justizministerin, um Straftat zu vertuschen
Monsanto nutzt Hawaii als Versuchsfeld für Nutzpflanzen im experimentellen Stadium, so auch GVO. Der Konzern ließ nun seine Anwälte auf höchster Ebene des US-Justizministeriums intervenieren, um ein gegen das Unternehmen angestrengtes Verfahren wegen des Versprühens verbotener Chemikalien (darunter ein Pestizid und ein Nervengas) auf der Inselgruppe „abzuwürgen“. Unter diesen Juristen war die ehemalige Justizministerin Alice S. Fisher, die auch darin verstrickt gewesen sein soll, den umstrittenen und vor mehr als einem Jahrzehnt zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung ausgehandelten „Plea Deal“ des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein vor seinen Opfern geheim zu halten.
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Rückblick Nr. 406
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