Dieser Monatsrückblick ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Zum englischen Original gelangen Sie hier. Details zu unserem ehrenamtlichen Übersetzerteam finden Sie hier.
Österreichisches Parlament unterstützt EU-weit erstes vollständiges Glyphosat-Verbot
Der österreichische Bundestag hat ein Gesetz verabschiedet, mit dem er den Einsatz des Unkrautvernichters Glyphosat in jeder Form verbietet. Dies ist das erste Mal, dass ein EU-Mitgliedstaat eine derart strikte Maßnahme gegen die krebserregende Chemikalie beschlossen hat.
Deutsche Bahn will aus Glyphosat aussteigen
Die Deutsche Bahn hat bekanntgegeben, dass sie auf ihrem 33.000 Kilometer umfassenden Schienennetz schrittweise auf den Einsatz von Glyphosat zur Unkrautbekämpfung verzichten will. Das Unternehmen kauft derzeit jedes Jahr fast 65 Tonnen des Herbizids, um damit den Unkrautbewuchs an Schienen zu verhindern.
Schweizer Bahn plant Glyphosat-Ausstieg
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wollen bis zum Jahr 2025 auf Glyphosat verzichten. Genau wie auch der französische Bahnbetreiber SNCF untersucht das Unternehmen, wie sich Unkräuter auf dem Schienennetz auf andere Weise bekämpfen lassen, zum Beispiel durch den Einsatz von Heißwasser sowie Bodenbedeckungspflanzen.
Bayer hat Monsanto mit europäischen Steuergeldern gekauft
Als Bayer-Chef Werner Baumann vor drei Jahren sein Übernahmeangebot für Monsanto vorlegte, verhinderte Gier eine umsichtige Risikoanalyse. Die Transaktion – zum großen Teil mit europäischen Steuergeldern finanziert, wie ein auf dem Online-Portal Telepolis veröffentlichter Artikel detailliert darlegt – wurde für Bayer zum Fiasko. Die Aktie rauschte in den Keller, da sich der Konzern einer gigantischen Klagewelle aus den USA gegenübersah und nun selbst durch eine Übernahme oder sogar eine Insolvenz bedroht werden könnte. Letztlich werden es wohl die Steuerzahler sein, die einen Teil der Zeche zahlen müssen, da der Staat dem Konzern im Ernstfall finanziell unter die Arme greifen dürfte.
Gerichtsprozesse könnten gesamten Börsenwert von Bayer vernichten
Wie ein Anlageexperte erklärte, würde eine juristische Niederlage bei nur 1% der Gerichtsverfahren – sofern die verhängten Schadensersatzzahlungen denen in den Prozessen Johnson gegen Monanto und Pilliod gegen Monsanto entsprechen – dazu führen, dass der Konzern bis zu 10,9 Milliarden an Verlusten erleiden würde, was seinen Börsenwert komplett vernichten würde.
Kolumbianische Bischöfe sprechen sich gegen Versprühen von Glyphosat aus
Katholische Bischöfe aus dem Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Ecuador haben die Bekanntgabe der kolumbianischen Regierung, sie wolle zur Bekämpfung des Drogenanbaus ihre Glyphosat-Besprühungen von illegalen Kokafeldern aus der Luft wiederaufnehmen, mit scharfen Worten kritisiert und auf negative Gesundheits- und Umweltauswirkungen hingewiesen. Das kolumbianische Verfassungsgericht hat das Versprühen von Glyphosat im Jahr 2015 verboten, nachdem die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Herbizid als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hatte. Präsident Ivan Duque hat nun beim kolumbianischen Verfassungsgericht eine Aufhebung des Verbots beantragt. Die Entscheidung des Gerichts steht noch aus. Kurz zuvor hatte US-Präsident Trump gedroht, dem Land seine finanzielle Unterstützung zu entziehen, sollte es die Besprühungen nicht wieder aufnehmen.
Beimischung von Glyphosat macht Dicamba noch flüchtiger
Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Dicamba durch Versprühen bei warmen Temperaturen und durch die Beimischung von Glyphosat noch leichter in der Luft verflüchtigt. Dies wiederum könnte in verstärkter Abdrift resultieren.
Berichte über Dicamba-Schäden in mehreren US-Bundesstaaten
In einer Reihe von US-Bundesstaaten haben die Agrarbehörden aus klimatischen Gründen den Zeitraum verlängert, während dem von den Landwirten Dicamba versprüht werden darf. Dieses Herbizid ist für seine Flüchtigkeit bekannt, weshalb es durch Abdrift auf weit entfernte Felder gelangen und dort ungewollte Schäden anrichten kann. Entsprechende Fälle wurden in den vergangenen Monaten mit zunehmender Häufigkeit gemeldet. Problematisch ist auch, dass eines der in den USA am meisten verbreiteten Unkräuter mit dem Namen Palmer Amaranth immer mehr Resistenzen sowohl gegen Dicamba als auch gegen Glyphosat (das häufig mit Dicamba kombiniert wird) bildet.
Der Traum der Gentech-Industrie: geneditierte Nahrungsmittel völlig ohne Regulierung und Kennzeichnung
Wenn es nach dem Willen von Lobbyisten der Gentech-Industrie geht, werden bald jede Menge gentechnisch veränderte Nahrungsmittel auf unseren Tellern landen, ohne dass diese Produkte geprüft oder gekennzeichnet werden. Dabei geht es speziell um Nahrungsmittel, die mit Hilfe der sogenannten Genomeditierung hergestellt werden – einem neuartigen Verfahren, das nach Angaben seiner Befürworter nicht nur hochpräzise ist, sondern auch natürlichen Prozessen gleicht. Beide Behauptungen sind absolut unwahr. Zu den bereits entwickelten geneditierten Organismen zählen „Supermuskelschweine“, nicht-bräunende Pilze und eine Sojabohnensorte mit einem reduzierten Gehalt an gesättigten Fettsäuren. GMWatch hat einen Leitfaden darüber zusammengestellt, wie die „neue“ Gentechnik funktioniert und was die europäischen Bürger tun können, um zu verhindern, dass diese Produkte von der GVO-Regulierung ausgenommen werden.
Bio-Dachverband: Alle Arten von Gentechnik müssen reguliert werden
Der internationale Bio-Dachverband IFOAM hat eine ausgezeichnete Broschüre in verschiedenen Sprachen über die „neue“ Gentechnik herausgebracht, in der er die Entscheidungsträger der EU dazu auffordert, dafür zu sorgen, dass diese Produkte weiterhin als GVO reguliert werden.
Neue Studie liefert keine Beweise für Nutzen von Goldenem Reis
Der bekannte GV-Befürworter C. S. Prakash spricht voller Begeisterung über eine neue Studie zu Goldenem Reis – einer Sorte, die gentechnisch so verändert wurde, dass sie einen erhöhten Anteil von Provitamin A (Beta-Carotin) enthält. Dadurch soll sie das Leiden von Millionen von Menschen lindern, die von Vitamin-A-Mangel betroffen sind. Aber der Hype um die Sorte hält selbst einer oberflächlichen Überprüfung kaum Stand, da eine winzige Tatsache außer Acht gelassen wird: Reis wird vor dem Verzehr gelagert und gekocht. Beides führt dazu, dass der Provitamin-A-Gehalt erheblich zurückgeht.
Beta-Carotin in Goldenem Reis wird schnell abgebaut
Die bangladescher Zeitung New Age hat einen guten Artikel über die Studie veröffentlicht, die gezeigt hat, dass der Gehalt an Provitamin A (Beta-Carotin) in gentechnisch verändertem Goldenem Reis durch die Lagerung und in noch größerem Maße durch den Kochprozess sehr schnell abgebaut wird. Das bedeutet, dass diese Sorte – eine angebliche Wunderwaffe im Kampf gegen den Vitamin-A-Mangel in Entwicklungsländern – weitgehend nutzlos ist.
Rattenfütterungsstudie zeigt: Impossible Burger potenziell gesundheitsschädlich
Der Impossible Burger, der vor drei Jahren mit viel Hype auf den Markt gebracht wurde, enthält als Hauptinhaltsstoff Leghämoglobin – eine von gentechnisch veränderten Hefezellen produzierte Substanz, die ihm einen fleischähnlichen Geschmack verleiht. Wie jedoch eine von dem Hersteller durchgeführte Studie ergab, entwickelten Ratten, die mit eben diesem Leghämoglobin gefüttert wurden, Vergiftungssymptome. Das Unternehmen tat dieses besorgniserregende Ergebnis als irrelevant und statistisch unbedeutend ab.
Künstliches Essen, künstliches Fleisch: Wie die Lebensmittelmultis die Industrialisierung unserer Nahrung vorantreiben
Der Trend hin zu synthetisch hergestellten „Lebensmitteln“ scheint vor allem daraus zu resultieren, dass die Agrargentechnik- und Junk-Food-Konzerne Probleme haben, ihre Produkte an den Konsumenten zu bringen und daher neue Absatzmöglichkeiten suchen müssen. Gleichzeitig wollen sie so der Bedrohung von lokalen, frischen und biologisch angebauten Nahrungsmitteln entgegenwirken, schreibt die Wissenschaftlerin und Aktivistin Vandana Shiva.
Nicht zugelassener GV-Weizen im Bundesstaat Washington gefunden: US-Landwirtschaftsministerium leitet Untersuchung ein
Das US-Agrarministerium (USDA) hat bestätigt, dass auf einem brachliegenden Feld im Bundesstaat Washington nicht-zugelassene GV-Weizenpflanzen entdeckt wurden. Laut Angaben der Behörde gibt es keine Hinweise darauf, dass der Weizen in die Nahrungskette gelangt ist (wobei jedoch unklar ist, ob bzw. in welchem Umfang überhaupt entsprechende Nachforschungen angestellt wurden). Derartige Fälle gab es bereits 2013 in Oregon, 2014 in Montana und 2016 in Washington und zwei Jahre danach auch in der kanadischen Provinz Alberta.
Trump drängt US-Regulierungsbehörden auf rasche Zulassung neuer GVO
US-Präsident Donald Trump hat am 11. Juni eine Anordnung unterschrieben, in der er mehrere Bundesbehörden anweist, die Regeln für die Zulassung von gentechnisch veränderten Pflanzen und Nahrungsmitteln zu lockern. Bei den betreffenden Behörden handelt es sich um das US-Landwirtschaftsministerium (USDA), die Lebensmittelbehörde (FDA) und die Umweltschutzbehörde (EPA). Alle drei sind für die Regulierung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) in der Landwirtschaft zuständig.
Trump will Öffnung der europäischen Märkte für Gentech-Produkte erzwingen
Am 11. Juni erließ Präsident Donald Trump eine Anordnung zur „Straffung“ der Gentechnik-Vorschriften in den USA. Das Dokument enthält auch einen Abschnitt darüber, was Trump als unerlässlich betrachtet: die „Erhöhung der internationalen Akzeptanz“ für GVO und die „Beseitigung ungerechtfertigter Handelshemmnisse“. Überraschend an dieser Anordnung ist weniger ihr Inhalt als ihre Dringlichkeit: Das gesteckte Ziel soll innerhalb von 120 Tagen erreicht werden.
Die absurden Auswüchse des Patentrechts
Ein vom Europäischen Patentamt (EPA) erteiltes Patent für Lachse und Forellen, die mit bestimmten Pflanzen gefüttert werden (EP1965658), könnte nun zu einem Präzedenzfall werden. Jüngste Untersuchungen der NGO No Patents on Seeds! zeigen, dass bereits mehrere ähnliche Patentanträge eingereicht worden sind, die darauf abzielen, Lebensmittel wie Milch und Fleisch von Tieren, die mit bestimmten Pflanzen gefüttert wurden, als „Erfindungen“ zu beanspruchen.
GV-Honigbienen mit Pestizidresistenz?
Im Februar 2019 wurde das erste Forschungspapier über den Einsatz der CRISPR-Technologie zur Schaffung gentechnisch veränderter Honigbienen veröffentlicht, die gegen Pestizide resistent sind. Dies ist kein Einzelfall: Immer mehr Interessenvertreter fordern GVO zum „Schutz“ gefährdeter Arten auf. Letztendlich bedeutet dies, dass Wildpopulationen durch genetisch „optimierte“ Organismen verdrängt werden könnten.
Zivilgesellschaftliche Gruppen verurteilen Freisetzung von gentechnisch veränderten Moskitos in Burkina Faso
Eine Gruppe von 43 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Afrika und der ganzen Welt hat die Freisetzung von männlich-sterilen GV-Moskitos in Burkina Faso scharf kritisiert. Die gentechnisch veränderten Insekten wurden am 1. Juli 2019 im Dorf Bana vom Target Malaria Research Consortium, das von der Gates-Stiftung finanziert wird, freigesetzt.
Cibus bringt neue geneditierte Rapssorten auf den Markt
Vor kurzem hat das Unternehmen Cibus mehrere herbizidtolerante Rapssorten auf den Markt gebracht. Die unter dem Markennamen Falco vertriebenen Sorten werden von dem Hersteller als „nicht-transgen“ beschrieben, was bedeutet, dass bei den gentechnischen Verfahren zu ihrer Entwicklung kein fremdes Genmaterial eingebracht wurde. Es handelt sich jedoch zweifellos um GVO.
Hawaii: Rückgang des Anbaus von GVO-Saatgutmais um 50%
Auf Hawaii ist die Produktion von gentechnisch verändertem Saatgutmais um über 50% gesunken. Parallel dazu ist der Einsatz von Spezial- und Totalherbiziden zurückgegangen, so Gary Hooser, ehrenamtlicher Präsident der Hawaii Alliance for Progressive Action (HAPA) und ehemaliger Senator des Bundesstaates Hawaii. Zu begrüßen ist auch, dass das Bildungsministerium kürzlich eine Anweisung an alle öffentlichen Schulen auf Hawaii geschickt hat, Herbizide nicht auf dem Schulgelände zu verwenden.
Schädlingsplage bedroht Bt-Sojabohnen in Brasilien
In Brasilien haben Forscher erstmals einen Schädling namens Peridroma saucia auf Sojabohnen gefunden, die das Bt-Insektizid produzieren und gegen Glyphosat resistent sind.
Kanada: Maiszünsler bildet erstmals Resistenzen gegen gentechnisch veränderten Bt-Mais
In der kanadischen Provinz Nova Scotia beobachten Maisbauern, dass der europäische Maiszünsler eine Resistenz gegen das Bt-Toxin (Bacillus thuringiensis) entwickelt hat, das ihn töten soll. Ähnliche Resistenzen wurden zuvor bereits bei anderen Schädlingsinsekten in den USA, Südafrika und Brasilien beobachtet.
Studien: Stapelung von Bt-Genen bringt nicht die erhofften Ergebnisse
In den letzten zehn Jahren hat die schnelle und umfassende Verbreitung gentechnisch veränderter Bt-Pflanzen dazu geführt, dass mehrere Schädlingsinsekten Resistenzen gegen die von diesen Pflanzen produzierten Bt-Toxine gebildet haben. Betroffen sind zunehmend auch Sorten mit gestapelten Bt-Genen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie zwei oder mehr solcher Toxine produzieren.
Indien: GVO-Befürworter missachten Anbauverbot von Bt-Auberginen
Am 10. Juni 2019 inszenierten GVO-Befürworter eine öffentliche Veranstaltung, bei der sie im indischen Bundesstaat Maharashtra gentechnisch veränderte Bt-Auberginen anbauten und sich damit demonstrativ über ein entsprechendes Verbot hinwegsetzten. Gleichzeitig veröffentlichten sie eine Pressemitteilung, in der es hieß, die Aktion stehe in der von Gandhi begründeten Tradition des gewaltfreien Widerstands („Satyagraha“). Einer der Organisatoren argumentierte sogar, die Bt-Aubergine sei ein Bioprodukt, da sie nahezu ohne Pestizide angebaut werden könne, mit weniger Düngemitteln auskomme und völlig natürlich sei.
Monsanto ist nicht Gandhi, und Verbrechen gegen die Natur und die Gesellschaft haben nichts mit Satyagraha zu tun
Dr. Vandana Shiva verurteilte die Organisatoren der Veranstaltung mit scharfen Worten: „Dies ist eine kriminelle Handlung. Wie Kishore Tiwari, Vorsitzender einer zur Lösung von Agrarkonflikten im indischen Bundesstaat Maharashtra ins Leben gerufenen Regierungskommission unmissverständlich klargemacht hat, verstoßen Farmer, die sich in dieser Weise zu Erfüllungsgehilfen von Monsanto machen, gegen das Gesetz und werden entsprechend behandelt.“
Indien: Woher stammen die illegal angebauten GV-Auberginen?
Im Mai wurden auf einer Farm im indischen Bundesstaat Haryana gentechnisch veränderte Auberginen gefunden, deren Anbau in Indien illegal ist. Das entsprechende Saatgut scheint von Straßenverkäufern zu stammen, deren Spuren unauffindbar sind. Ein Bauer, der die Sorte angebaut hat, wusste nach eigener Aussage nicht einmal, dass sie gentechnisch verändert war. Unabhängig davon, ob diese Darstellung den Tatsachen entspricht oder nicht: Aufschlussreich ist, dass der Bauer Pestizide spritzen musste, obwohl die Sorte von dem Verkäufer als pestizidfrei angepriesen wurde. Einem anderen Farmer, der die gleiche gentechnisch veränderte Auberginensorte angebaut hatte, erging es noch schlechter: Ihm blieb nichts anderes übrig, als die Pflanzen zu zerstören, nachdem sie von Schädlingen befallen worden waren.
Indien: Regierung von Maharashtra geht gegen illegalen Anbau von Bt-Baumwolle vor
Die Regierung des indischen Bundesstaates Maharashtra hat begonnen, gegen Bauern vorzugehen, die gentechnisch veränderte Bt-Baumwolle anpflanzen und dabei bewusst gegen das Gesetz verstoßen.
Wissenschaftsorganisationen verurteilen Genomeditierung am Menschen
Drei Wissenschaftsorganisationen – die Association for Responsible Research and Innovation in Genome Editing (ARRIGE), die Genome Writers Guild und die Japanese Society for Genome Editing (JSGE) – haben eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht, in der sie sich gegen die Genomeditierung an menschlichen Embryonen aussprechen, wenn dies zu Lebendgeburten führt. Gleichzeitig fordern sie die Schaffung eines internationalen Rechtsrahmens für die Genomeditierung an Embryonen.
Gentechnikfreies Wundergetreide verspricht hohes kommerzielles Potenzial
Tritordeum ist eine konventionelle Getreidesorte, die in den 1970er Jahren durch die Kreuzung von Hartweizen und Wildgerste entwickelt wurde und seit 2013 auf dem Markt verfügbar ist. Sie bietet mehrere ernährungsphysiologische Vorteile: einen geringen Glutengehalt, einen hohen Ballaststoffgehalt und einen hohen Anteil des Antioxidans Lutein. Zudem kommt sie mit deutlich weniger Wasser aus als andere Getreidesorten, weshalb ihr Anbau kommerziell vielversprechend ist.
Britische Verbraucher sollten Iceland Foods danken
Malcolm Walker, Gründer und CEO der britischen Supermarktkette Iceland Foods, hat am 18. Juni einen Artikel in der Fachzeitschrift Retail Week veröffentlicht, in dem er einen faszinierenden Einblick in die von der GVO-Industrie seit den 1990er Jahren unternommenen rücksichtslosen Versuche gibt, die zum Ziel hatten, den Verbrauchern ohne deren Wissen gentechnisch veränderte Produkte aufzuzwingen. Er schreibt: „Ich denke, Iceland kann zu Recht das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, dass die im Vereinigten Königreich verkauften Lebensmittel […] bis zum heutigen Tag nahezu vollständig gentechnikfrei geblieben sind.“ GMWatch stimmt dieser Aussage zu: Die britische Bevölkerung sollte dem Unternehmen und ihrem Gründer dafür danken.
Gentechnisch veränderte Kastanien als Lösung gegen kranke Wälder?
Ein Großteil der Amerikanischen Kastanien fielen im 20. Jahrhundert der Holzindustrie zum Opfer. Hinzu kam eine Rindenkrebsepidemie, die die Bestände weiter dezimierte. Forscher haben nun eine gentechnisch veränderte Kastaniensorte entwickelt, die gegen die Krankheit resistent sein soll, und warten auf die Zulassung durch die Regulierungsbehörden, um die Bäume in die Umwelt freizusetzen. Falls sie damit Erfolg haben, wird dies das erste Mal sein, dass sich ein gentechnisch veränderter Baum in den Wäldern frei verbreitet.
Gefährliche Chemikalien kosten die amerikanische Wirtschaft jährlich mehrere hundert Millionen Dollar
Laut einer Studie, die in der Fachzeitschrift Lancet Diabetes & Endocrinology veröffentlicht wurde, kosten endokrin-disruptive Chemikalien die amerikanische Wirtschaft jährlich 340 Milliarden Dollar. Diese Kosten entstehen vor allem durch die negativen Auswirkungen von Flammenschutzmitteln und Pestiziden auf die Entwicklung von Kindergehirnen. Wenn ein Kind einen IQ-Punkt verliert, kann es sein, dass die Eltern oder Lehrer dies nicht einmal merken. Wenn jedoch 100.000 Kinder einen IQ-Punkt verlieren, hat dies negative Folgen für die gesamte Wirtschaft.
Müssen wir auf Glyphosat in unserem Essen achten?
Dr. Leonardo Trasande, ein bekannter amerikanischer Kinderarzt und Autor eines Buchs über den Einfluss von endokrinen Disruptoren auf die Gesundheit von Kindern, beantwortet Fragen der Öffentlichkeit über die Gesundheitsrisiken der Glyphosat-Exposition. Er empfiehlt den Verzehr von Biolebensmitteln, um die Belastung des Organismus durch Pestizide zu mindern.
Toxische Chemikalien müssen aus Städten und von Schulhöfen verbannt werden
Das Versprühen von Herbiziden auf öffentlichen Flächen, Parks, Spielplätzen und Schulen ist unnötig und muss sofort unterbunden werden, schreibt Professor David Schubert, zumal nicht-toxische Alternativen verfügbar sind. Darüber hinaus empfiehlt er den Konsumenten, alle gentechnisch veränderten Lebensmittel zu vermeiden und sich stattdessen so weit wie möglich von Bioprodukten zu ernähren.
Nahrungsmittelproduktion: Vielfalt ist Stärke
Laut einer in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichten Studie könnte eine größere Vielfalt an Nutzpflanzen einen ausgesprochen positiven Effekt auf die Stabilisierung der nationalen Ernteerträge haben und starke Ertragsrückgänge verhindern. Biobauern und agrarökologische Bauern wissen dies zwar schon seit langem. Aber der Wert dieser Studie liegt darin, dass sie dieses Wissen einem breiteren Kreis an Personen zugänglich macht.
USA: Bedrohung von Bio durch Hydrokultur
Die Tatsache, dass nun auch Hydrokulturprodukte ein Biosiegel erhalten können, ist kein Beispiel für Innovation und Fortschritt, sondern für eine systematische Vereinnahmung der Biobranche durch konventionelle Unternehmen. Trotz massiver Proteste der Bioproduzenten und -konsumenten bleibt das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) bei seiner Haltung: Nahrungsmittel aus Hydrokulturen werden ebenso als Bioprodukte eingestuft wie Fleisch aus der Massentierhaltung.
Nigeria: NGOs sprechen sich gegen Anbau von GV-Cassava aus
Zivilgesellschaftlichen Gruppen, die zusammen Millionen von Nigerianern vertreten, haben die Behörde für Biosicherheit (NBMA) aufgefordert, einen Antrag auf einen Feldversuch mit einer neuen Cassava-Sorte abzulehnen. Die Pflanzen wurden mit Hilfe der Gentechnik so verändert, dass sie einen erhöhten Eisen- und Zinkgehalt haben und gegen die Braunstreifenkrankheit resistent sind.
GV-Cassava: unwirksam und mit hohen Risiken behaftet
Versuche, Cassava-Pflanzen mit Hilfe der Gentechnik resistent gegenüber Viruskrankheiten zu machen, sind wiederholt misslungen. Die bei einem kommerziellen Anbau der Sorten auftretenden Biosicherheitsrisiken seien erheblich und könnten zu einer Gefährdung der gesamten Cassava-Ernte führen, wie ein Forscher erklärte. Im Gegensatz dazu haben herkömmliche Ansätze kontinuierlich gute Ergebnisse erzielt, und dies trotz spärlicher Finanzierung.
LOBBYWATCH
Inszenierter Konsens: Die Erstickung von Kritik auf der CRISPRCon 2019
Vom 20. bis 21. Juni fand in den Niederlanden die CRISPRcon statt. Die von Wageningen University & Research veranstaltete Konferenz zum Thema Genomeditierung wurde als Non-Profit-Veranstaltung vermarktet. Angeblich biete sie ein einzigartiges Forum, in dem eine breite Vielfalt an Meinungen zusammenkomme, um die Zukunft von CRISPR und damit zusammenhängende Genomeditierungsverfahren zu erörtern. In der Praxis war jedoch CRISPRcon 2019 ein clever inszeniertes Greenwashing-Event, das nach Angaben der Teilnehmer von Konzernen wie Bayer und Editas Medicine, Branchenverbänden wie Plantum und United Soybean Board sowie Forschungszentren wie dem Innovative Genomics Institute und dem Flemish Institute for Biotechnology finanziert wurde.
„Die Mehrheit der Europäer schert sich kaum um GVO“ – stimmt das?
Durch die Ergebnisse einer neuen Eurobarometer-Umfrage sehen sich GVO-Lobbyisten wie auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in ihrer Ansicht bestätigt, dass GVO in Lebensmitteln für die meisten Menschen in Europa kein wichtiges Thema mehr sind. Diese Einschätzung scheint ausgesprochen zweifelhaft.
„Gene Drive“-Arbeitsgruppe der EFSA: alles andere als unabhängig
Die „Gene Drive“-Technologie – eine potenziell leistungsfähige, jedoch umstrittene Methode zur beschleunigten Verbreitung spezifischer Gene in Tier- und Pflanzenpopulationen – wird derzeit von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aufsichtsrechtlich bewertet. Wie sich jedoch gezeigt hat, unterhalten zwei Drittel der Mitglieder der von der EFSA eingesetzten Expertengruppe, die sich mit den Risiken dieser Technologie befassen soll, finanzielle Verbindungen zu Organisationen, die eben diese Technologie entwickeln. Zwei dieser Experten werden zudem von der Bill & Melinda Gates Foundation gefördert, die „Gene Drive“-Lobbyarbeit aktiv finanziert. Selbst nach den eigenen schwachen Unabhängigkeitsrichtlinien der EFSA hätte zumindest eine der Fachkräfte von vorne herein nicht als Mitglied der Expertengruppe eingesetzt werden dürfen.
Neue schockierende Enthüllungen über Kevin Folta
Jüngste Veröffentlichungen des Investigativ-Journalisten Michael Balter belegen, dass der Beratungsvertrag zwischen dem Agrochemie-Riesen Bayer und dem GVO-Befürworter Kevin Folta Letzterem rund 200.000 Dollar eingebracht hat – Einnahmen, die er nicht offengelegt hat, ebenso wenig wie die Aktienbestände, die der Professor der University of Florida an diversen Agrochemie- und Tabakunternehmen hält. Nicht weniger skandalös als seine Berufsethik ist sein Privatleben: Wie aus vor kurzem an die Öffentlichkeit gelangten Briefen hervorgeht, hat Folta seine damalige Frau körperlich misshandelt. Einmal musste sie sich sogar im Garten vor ihm verstecken, da sie um ihr Leben fürchtete, als er in betrunkenem Zustand nach Hause kam.
Causa Kevin Folta: Trunkenfahrt nach Talking Biotech Podcast?
Nach einem feuchtfröhlichen Abend, so eine Gastteilnehmerin eines der wöchentlichen Talking Biotech-Podcasts des GV-Befürworters Kevin Folta, sei dieser so berauscht gewesen, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann versucht habe, den Professor der University of Florida davon abzuhalten, mit seinem eigenen Wagen nach Hause zu fahren. Doch trotz aller Bemühungen sei dieser schließlich „mit einem solchen Tempo davongerast“, dass es ihnen unmöglich gewesen sei, ihm zu folgen.
Warum veröffentlicht die UCS immer wieder falsche Informationen?
GMWatch hat sich in einem offenen Brief an Kenneth Kimmell, den Präsidenten der Union of Concerned Scientists (UCS), gewandt. In diesem Schreiben bringen wir unsere Besorgnis über zweierlei Punkte zum Ausdruck: zum einen die derzeitigen Bemühungen der UCS, die – so scheint es – Transparenz im Bereich der öffentlichen Wissenschaft untergraben sollen, und zum anderen ihr Versäumnis, falsche Behauptungen zu korrigieren. So wurden unzutreffende Aussagen über die kleine gemeinnützige Organisation US Right to Know gemacht, die es verstanden hat, ihr Recht auf freien Zugang zu Informationen gemäß dem Freedom of Information Act (FOIA) effektiv zu nutzen. In diesem Kontext richtet GMWatch auch die Bitte an Kimmell, die UCS möge ihre entsprechende Kampagne noch einmal überdenken: Die aktuelle Forderung der US-Wissenschaftlervereinigung, die Nutzung dieses Rechts zu begrenzen, hat bereits jetzt „zu großen Irritationen unter Journalisten und öffentlichen Interessengruppen“ geführt.
GV-Befürworterin zartes, schutzbedürftiges Pflänzchen?
Investigativ-Journalist Paul Thacker hat einen vernichtenden Artikel über die Bestrebungen der Jura-Professorin Claudia Polsky veröffentlicht, staatlich finanzierte Wissenschaftler vom Kreise derer auszunehmen, die den Informationsfreiheitsgesetzen unterliegen – eben jenen Gesetzen also, die die gemeinnützige Organisation US Right to Know im Zuge ihrer Recherchen zu den Verbindungen zwischen gewissen Universitätsforschern und der Industrie in so brillanter Weise zu nutzen gewusst hat. In ihrem betreffenden Fachartikel führt Polsky die ehemalige Monsanto-Mitarbeiterin Alison Van Eenennaam (heute Professorin an der UC Davis) als Beispiel dafür an, warum Akademiker von dieser Art eingehender Überprüfung ausgenommen werden sollten: Wie Polsky impliziert, sei Van Eenennaam durch die Informationsfreiheitsanfrage seitens US Right to Know in Bezug auf ihren E-Mail-Verkehr mit der Branche derart verstört gewesen, dass sie sich „womöglich vollends in den Elfenbeinturm zurückzieht“. Tatsächlich steht dieses angeblich so zarte Pflänzchen nach wir vor fest verwurzelt als Lobbyistin und aktive Befürworterin gentechnisch veränderter Pflanzen und Tiere.
GVO und Neonicotinoide in Naturschutzgebieten: Ex-Monsanto-Manager mischte bei Aufhebung des Verbots eifrig mit
Eine ehemalige Monsanto-Managerin nutzte ihre neue Position als politische Beauftragte im US-Innenministerium ganz im Sinne der Agenda des Agrochemie-Riesen: zur Förderung des Einsatzes von GVO und bienenschädlichen Pestiziden auf Neonicotinoid-Basis. Auf Drängen der Industrie hob die Behörde im vergangenen August ihr bis dahin für alle nationalen Schutzgebiete geltendes Verbot der Verwendung von GVO und Neonicotinoid-Insektizide auf.
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Rückblick Nr. 404
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