Die GV-Kartoffel-Firma Simplot beschuldigt Dr. Rommens, „diffamierende“ Behauptungen aufzustellen. Dr. Rommens sagt, daß es jetzt eine Sache der Öffentlichkeit und Wissenschaft ist, die Wahrheit herauszufinden.
Die GV-Kartoffel-Firma J.R. Simplot hat ein Statement veröffentlich, mit dem sie auf Dr. Caius Rommens’ Buch „Pandora’s Potatoes“ reagiert, in dem er seiner Arbeit abschwört und die möglichen Risiken für die Gesundheit und ackerbauliche Leistungsfähigkeit der GV-Kartoffeln beschreibt, die er während seiner Arbeit bei der Firma entwickelte.
Einige dieser Kartoffeln, einschließlich der angeblich gegen Druckstellen resistenten [GV-Kartoffel-Varietät] Innate, sind in den USA kommerzialisiert worden. (In Kanada sind sie zugelassen, werden dort aber laut der Recherche von CBAN [Canadian Biotechnology Action Network - siehe: https://cban.ca] nicht verkauft.)
In seinem Statement nennt Simplot das Buch von Dr. Rommens „diffamierend“ und erklärt, es sei „gefüllt mit falschen und irre-führenden Aussagen sowie Spekulationen zu der Entwicklung und Sicherheit unserer gentechnisch veränderten Kartoffel-Varietäten“. Im Mittelpunkt des Statements steht, den Ansehen von Dr. Rommens zu verleumden.
Es macht viel Aufhebens um einen Fehler in seiner Arbeit, den er anerkannt hat und der zu seiner Zurücknahme eines wissenschaftlichen Papiers führte, von dem er der Haupt-Autor war. Simplot beschreibt diesen Fehler als „schwache Stellen“ in seiner Arbeit, die „unentschuldbar“ waren.
Simplot befaßt sich in seinem Statement jedoch nicht wirklich mit den technischen und wissenschaftlichen Streitfragen, die von Dr. Rommens in seinem Buch vorgelegt werden.
Es folgt die Antwort von Dr. Rommens an J.R. Simplot.
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Alles, was ich getan habe, ist, ein Buch über die versteckten Probleme von GV-Kartoffeln zu schreiben, die ich in der Vergangenheit erschaffen hatte. In meinem Buch habe ich niemals das Unternehmen J.R. Simplot kritisiert, sondern akzeptiert, daß ich selbst für alles verantwortlich bin. Ich tadelte mich nicht für das, was ich absichtlich getan hatte, sondern für das Versagen, das wahrzunehmen, was ich unbeabsichtigt getan hatte.
Das Team für Agrar-Gentechnik bei Simplot hat das Buch gelesen und offensichtlich beschlossen, zu versuchen, das Buch – und mich – schlecht aussehen zu lassen, während es gleichzeitig die wissenschaftlichen und technischen Probleme, die es aufwirft, ignoriert. Anstatt die neuen wichtigen Einsichten als konstruktive Rückmeldung und als eine Gelegenheit entgegenzunehmen, die bestehenden und möglichen Probleme mit GV-Kartoffeln anzugehen, hat das Team das Buch zuschanden gemacht, weil es voller „diffamierender“ Behauptungen sei.
Diese Herangehensweise wird die wissenschaftliche Kenntnis nicht voran bringen, sondern scheint im Gegenteil einkalkuliert, um die wissenschaftliche Diskussion und Nachforschung, genauso wie die öffentliche Erörterung mittels einer verschleierten rechtlichen Androhung zu unterbinden.
Der konstruktivere Weg voran besteht darin, daß öffentliche Wissenschaftler, die der Industrie nicht verpflichtet sind, die Probleme untersuchen, die ich erwähnt habe. Es wäre wunderbar, die Mengen einer Anzahl von Toxinen zu bestimmen, die sich in Kartoffeln anreichern könnten, die vielleicht versteckte Druckstellen und symptomlose Infektionen beinhalten, [und es wäre wunderbar,] die Effekte von symptomlosen Infektionen auf die Ausbreitung von Pflanzen-Krankheiten zu ermitteln, den durch die Kartoffel-Transformation verursachten Ernte-Rückgang aufs Neue zu bestätigen, und all die anderen strittigen Punkte anzugehen, die in meinem Buch beschrieben werden, und mehr.
Es wären auch gut Statistiker von Nutzen, um zu untersuchen, ob die in den Zulassungs-Anträgen eingesetzten Statistiken irreführend sind. Ich will solche öffentliche Forschungs-Anstrengungen auf jede Weise unterstützen, die ich kann.
Der größte Teil des Statements von Simplot scheint zu beabsichtigen, mich als einen gaunerhaften Wissenschaftler darzustellen. Nicht länger gelte ich als derjenige Wissenschaftler, der eine unabhängige Anstrengung für die Gentechnik schuf, die von mehr als 69 Patenten unterstützt wurde, und der die GV-Pflanzen geschaffen hat, die jetzt vermarktet werden, sondern ich werde als jemand beschrieben, der einen Fehler gemacht hat, als er diese Anstrengung über den Verlauf von 12 Jahren leitete.
Simplot betont nachdrücklich diesen Fehler (der aus einem Sequenz-Irrtum bei einem kleinen [DNA-] Fragment bestand, das helfen sollte, DNA von Bakterien auf Pflanzen zu übertragen, aber nicht selbst übertragen wird), aber dieser Fehler zog keines der Patente in Mitleidenschaft, die für die GV-Kartoffeln generiert wurden, noch die Kartoffeln selber.
Als ich Simplot verließ und nicht sicher war, wie ich mich mit meiner vergangenen Arbeit abfinden könne, bat ich darum, daß mein Name nicht befleckt werden würde. Wir einigten uns darauf per Handschlag. Die Art und Weise, in der Simplot mich jetzt darstellt, ist falsch und ungenau und stellt ganz klar einen Versuch dar, meinen Namen zu beschmutzen.
Der letzte Teil von Simplot’s Erklärung ist ein Versuch, die technischen und wissenschaftlichen Punkte anzusprechen, die ich in meinem Buch vorgetragen habe. Jedoch steht das, was Simplot als die „ungeheuerlichste“ meiner zahlreichen falschen Behauptungen über Simplot und die Innate-Kartoffeln bezeichnet, nicht einmal in meinem Buch. Es beinhaltet keine Aussage, daß GV-Kartoffeln normale Kartoffeln kontaminieren werden, obwohl ich sogar glaube, daß sie [dies tun] werden, und ich das seitdem in der Öffentlichkeit so viel gesagt habe.
Das Unternehmen erklärt, daß es die Kartoffeln zurzeit auf einer kleinen Fläche anbaut, und das in einem geschlossenen Kreislauf-System. Aber es gibt keinerlei Bemerkung zur Zukunft. Tatsächlich kann ich nicht glauben, daß irgendeine Agrar-Gentechnik-Firma sich darauf festlegen wollte, ein teueres Kreislauf-System aufrecht zu erhalten, besonders im Falle, wenn GV-Planzen zu wichtigen Handelsgütern werden.
In dem Statement versucht das Simplot-Team sich hinter der Bedeutung von Wörtern zu verstecken. Wenn ich meine Besorgnis über Toxine ausdrücke, antwortet das Team, daß es energisch auf Toxine untersucht habe. Aber das Team weiß sehr wohl, daß die Toxine, derentwegen ich beunruhigt bin, sich von den ein oder zwei Giftstoffen unterscheiden, auf die hin von der Firma getestet wurde, z. B. Acrylamid.
Mein Buch beschreibt allerdings Toxine, die die Firma niemals in ihren Publikationen erwähnt hat, so wie Alpha-Adipinsäure, Chaconin-Malonyl, Tyramin, eine Vielzahl Toxine, die von Pathogenen hergestellt werden und so weiter.
Und dann gibt es da [noch] die [Frage der] Stabilität der [gentechnisch eingeführten] Eigenschaften. Aufgrund des Studiums der firmeneigenen Daten muß ich schlußfolgern, daß Evidenz dafür vorliegt, daß zwei Eigenschaften nicht länger funktionieren, eine andere dritte Eigenschaft sich zurückbildet und daß eine vierte Eigenschaft in ihrer Effizienz abzunehmen scheint. Außerdem ist eine fünfte Eigenschaft, ein Krankheits-Resistenz-Gen (VTN), bekannt dafür, instabil zu sein: Krankheits-Resistenz-Gene können von sich entwickelnden Pathogenen zu jeder Zeit überwunden werden.
Das Team mag es auch nicht hören, wenn ich von der illegalen Aneignung des VTN-Gens berichte. Aber laut Artikel 15 der Konvention zur Biologischen Vielfalt gehört dieses Gen Argentinien. Das Team von Simplot lizenzierte dieses Gen, aber ein lizenziertes Gen, das illegal angeeignet wurde, bleibt weiterhin illegal erworben, genauso wie ein gestohlenes Gemälde weiterhin gestohlen bleibt, nachdem es (legal) gekauft worden ist.
Gemäß dem Team habe ich behauptet, daß die Firma GV-Kartoffeln das „Design“ verpaßte, um wie Pappe zu schmecken und Infektionen und Druckstellen zu verbergen, und die Gesundheit der Konsumenten zu untergraben. Das ist unwahr. Ich habe niemals das Unternehmen für irgendetwas kritisiert, Ich kritisiere nur eine Person, und die bin ich.
Und ich kritisiere mich nicht für das, was ich getan habe, sondern für das, was ich versäumt habe wahrzunehmen. Der tatsächliche Sachstand ist der, daß ich GV-Kartoffeln konstruierte, ohne zu vergegenwärtigen, daß die unbeabsichtigten Auswirkungen meiner Modifikationen eine Minderung des sensorischen Profils von Fritten, die Verbergung von Druckstellen und Infektionen in den Kartoffelknollen sowie die potentielle Anreicherung mit Toxinen verursachten.
Ich habe meine Ansicht dazu dargelegt, was getan werden muß, um die in meinem Buch gestellten Fragen zu beantworten. Diese strittigen Fragen werden nicht mittels verschleierter Androhungen von Rechtsmitteln noch durch Versuche beantwortet werden, ‚den Boschafter zu erschießen’. Jetzt ist es Sache der Öffentlichkeit und der unabhängigen wissenschaftlichen Gemeinde, die Auseinandersetzung mit diesen Problemen fortzusetzen.
--- Ende des Artikels ---
Daten zum Original-Artikel:
Titel: Dr. Caius Rommens replies to Simplot on GMO potato controversy
Autor: Caius Rommens
Datum: 22. Oktober 2018
URL: https://gmwatch.org/en/news/latest-news/18530
Übersetzung mit eigenen Anmerkungen [in Eck-Klammern] durch:
GenAG/attac-bielefeld (November 2018)
Nachrichten in Deutsch
Dr. Caius Rommens antwortet Simplot in der Kontroverse um GV-Kartoffeln
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