Indien: Entwickler von Gentech-Senf setzt sich für Verbot ein
Pardha Saradhi, ein führender indischer Biotechnologe, machte vor kurzem explosive Enthüllungen. In einem Zeitungsinterview beschuldigte er seinen Kollegen Deepak Pental, eine gentechnisch veränderte Senfsorte aus seinem Labor gestohlen und deren Entwicklung für sich selbst beansprucht zu haben. Der Tatbestand sei dadurch noch verschärft worden, dass Pental bei dem Diebstahl „sämtliche Richtlinien für Biosicherheit missachtete“. Saradhi warnte darüber hinaus vor den negativen Folgen des Anbaus von Gentech-Senf für Umwelt und menschliche Gesundheit. Und er kritisierte, dass Bayer ein Patent für die Sorte erworben hat, für die derzeit ein Zulassungsverfahren im Gange ist.
Warum verbirgt die indische Regierung Biosicherheitsdaten zu Gentech-Senf?
Indiens Central Information Commission hat das Umweltministerium angewiesen, Daten zur Biosicherheit im Zusammenhang mit dem Anbau von Gentech-Senf auf Versuchsfeldern umgehend offenzulegen, um die öffentliche Debatte um das umstrittene Thema nicht zu behindern. Währenddessen hat Anwalt und Aktivist Prashant Bhushan die indische Regulierungsbehörde GEAC aufgefordert, das gesamte Biosicherheitsdossier zu Gentech-Senf öffentlich zugängig zu machen. Er warf der GEAC „schwerwiegendes Aufsichtsversagen“ und „verdeckte Manipulationen zur Vertuschung ihres Fehlverhaltens“ vor.
Indien: wachsender Widerstand gegen Gentech-Senf
Prominente Vertreter der Zivilgesellschaft haben die Regierung vor der Zulassung von Gentech-Senf gewarnt. Sie begründeten ihren Standpunkt mit den „unwissenschaftlichen, undurchsichtigen und betrügerischen Methoden“, die die GEAC bei der Bewertung des Antrags angewandt hat. Auch Mitglieder des Imkerverbandes zeigen sich über die gentechnisch veränderte Senfsorte besorgt: Bereits bei der Einführung von Bt-Baumwolle hatten sie einen dramatischen Rückgang der Bienenpopulation festgestellt.
Gentech-Senf gefährdet Unabhängigkeit der indischen Landwirtschaft
Der bekannte Molekularbiologe Pushpa M. Bhargava warnte eindringlich vor dem kommerziellen Anbau von gentechnisch verändertem Senf, da dies ein erster Schritt hin zur Kontrolle der indischen Landwirtschaft durch multinationale Unternehmen wäre. Zu der heftigen Kritik aus der Zivilgesellschaft gegen den geplanten Anbau der Gentech-Sorte sagte er: „Es wäre eine Schande für die Regierung, wenn sie derart massive Proteste einfach ignoriert. So fangen Revolutionen an.“
Vorwürfe gegen Gentech-Labor schüren Misstrauen in China
Ein ehemaliger Mitarbeiter eines staatlichen Labors, das Gentech-Lebensmittel untersucht, hat eigenen Angaben zufolge im Auftrag seiner Vorgesetzten Berichte gefälscht. Diese Enthüllung befeuert die tiefsitzende Skepsis in China gegenüber der kontroversen Technik.
EU-Kommission will den Anbau von drei Gentech-Mais-Sorten erlauben
Kürzlich sind Pläne der Europäischen Kommission an die Öffentlichkeit gelangt, den Anbau von zwei gentechnisch veränderten Maissorten (1507 und Bt11) zuzulassen und für MON810, die einzige zurzeit in Europa angebaute GV-Pflanze, eine Wiederzulassung zu erwirken. Die EU-Mitgliedsstaaten werden voraussichtlich am 16. November über einen entsprechenden Vorschlag abstimmen.
Fusionen von Gentech-Giganten: ein Zeichen der Schwäche
Bayer und Monsanto haben sich auf eine Fusion geeinigt. Hugh Grant, CEO von Monsanto, pries den 66-Milliarden-Dollar-Deal als einen Schritt, der dazu beitrage, „die Lebensqualität von Bauern und Menschen weltweit“ zu verbessern. Jacob Bunge, ein Reporter des renommierten Wall-Street-Journal, gab der Transaktion jedoch eine andere Deutung: Ebenso wie der kürzlich genehmigte Zusammenschluss zwischen ChemChina und Syngenta sowie die geplante Fusion zwischen Dow und Dupont lasse sie durchblicken, dass sich die Branche in Schwierigkeiten befindet. Einem Artikel für die Nachrichtenplattform Quartz zufolge leiden bis auf Bayer alle großen europäischen und amerikanischen Agrarkonzerne unter sinkenden Verkaufszahlen. Noch deutlichere Worte fand der republikanischer Senator Thom Tillis aus North-Carolina, als er die Zahlen von Dow mit dem EKG eines Herzinfarktpatienten verglich.
Megafusionen gefährden die Ernährungssicherheit
Der Abschluss der geplanten Megafusionen und -übernahmen zwischen großen Agrarkonzernen würde den Großteil des Saatguts, der Chemikalien und der Gentech-Pflanzen in die Hände von nur drei Unternehmen legen. Laut Aktivisten würde dies die Armut von Kleinbauern vergrößern und die Ernährungssicherheit gefährden.
Mitglied des GVO-Gremiums der EFSA warnt vor Gesundheitsrisiken durch Syngentas Gentech-Mais
Jean-Michael Wal, Allergieexperte und Mitglied des GVO-Gremiums der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat davor gewarnt, dass sich aus den Datenlücken im von Syngenta eingereichten Antrag auf Zulassung einer GV-Maissorte, die mehrere gentechnisch veränderte Merkmale aufweist, „ein unkontrolliertes Risiko für die Gesundheit der Verbraucher […] ergeben könnte“. Wal hat eine Minderheitenansicht verfasst, in der er die Sicherheit der Maissorte bezweifelt.
Glyphosat: EFSA gibt Rohdaten frei
Am 29. September kündigte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) überraschend an, dass sie den Mitgliedern des Europaparlaments die von der Industrie erhobenen Rohdaten, die sie bei der Risikobewertung von Glyphosat zugrunde gelegt hat, auf Anfrage zur Verfügung stellen wird. Bislang ist unklar, ob wichtige Informationen geschwärzt werden und ob die Daten in einem Format verfügbar sein werden, das eine erneute Analyse durch unabhängige Wissenschaftler erlaubt. In jedem Fall kann dieser Vorgang jedoch als Schritt in die richtige Richtung angesehen werden.
EFSA unter Zugzwang
Die Entscheidung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (siehe oben) war das Ergebnis eines Protests, in dem sich umweltpolitisch engagierte Europaparlamentarier vor Monsantos „Lesesaal“ versammelten. In diesem Raum stellt der Agrarkonzern seine Glyphosatstudien zur Einsicht zur Verfügung. Glyphosat ist der Wirkstoff des weltweit am häufigsten eingesetzten Herbizids. Die Einsicht in diese Studien ist allerdings strengen Bedingungen unterworfen: So müssen sich Betrachter von einer Wachperson begleiten lassen und dürfen weder Fotos machen, noch das Internet nutzen oder Informationen auf einen USB-Stick herunterladen. Die Parlamentsabgeordneten protestierten gegen diese restriktiven Bedingungen und sagten, sie seien bereit, die EFSA zu verklagen, um vollständigen Zugang zu den Daten zu erhalten.
Italien schränkt Glyphosateinsatz deutlich ein
Das italienische Gesundheitsministerium hat neue Vorschriften erlassen, die den Einsatz von Glyphosat – eines der weltweit am meisten verwendeten Pestizide – erheblich einschränken. So darf der Wirkstoff nicht mehr in Gebieten versprüht werden, die von der Öffentlichkeit oder „gefährdeten Gruppen“ wie Kindern und älteren Menschen aufgesucht werden. Darüber hinaus darf Glyphosat nicht mehr vor der Ernte ausgebracht werden – eine Methode, die als Austrocknung oder Sikkation bezeichnet wird.
Kritik an der US-Umweltbehörde wegen Verharmlosung von Glyphosat
Die US-Umweltbehörde hat Glyphosat als nicht krebserregend eingestuft. Problematisch daran ist, dass sie den Wirkstoff nur isoliert bewertet und nicht die vollständigen Herbizidformulierungen betrachtet, denen die Verbraucher ausgesetzt sind.
USA: FDA findet Glyphosat in US-Honig
Die US-Lebensmittelbehörde (FDA) hat festgestellt, dass sämtliche der von ihr überprüften Honigproben Glyphosatrückstände enthielten. In einigen Proben war die Konzentration der Rückstände doppelt so hoch wie der entsprechende EU-Grenzwert.
Bisher größte Studie: GVO führen zu massiver Zunahme des Herbizideinsatzes
Neuen Forschungen von Federico Ciliberto zufolge, einem Wirtschaftswissenschaftler der Universität von Virginia, hat der großflächige Anbau von GVO zwar dazu geführt, dass weniger Insektizide versprüht werden. Auf der anderen Seite ist jedoch der Einsatz von Herbiziden deutlich gestiegen, wodurch Resistenzen bei Unkräutern immer mehr zugenommen haben. Hinzu kommt, dass bei den gentechnisch veränderten Sorten das Insektizid bereits in die Pflanze „eingebaut“ ist, wodurch die Pestizidbelastung insgesamt höher ist als bei konventionellen Sorten.
Studie: GVO-Enzyme sind potente Allergene
Gentechnisch hergestellte Enzyme, die in Lebens- und Arzneimitteln, in Reinigungsprodukten und in Parfümen zum Einsatz kommen, sind stark allergieauslösend und sollten wie andere potenziell gefährliche Chemikalien getestet werden. Zu diesem Ergebnis kam eine neue Forschungsstudie, die in der Fachzeitschrift Occupational & Environmental Medicine veröffentlicht wurde.
Neuer Leitfaden identifiziert GVO der zweiten Generation in Lebensmitteln und Kosmetika
Nicht bräunende Äpfel mit abgeschalteten Genen oder künstliche Stevia aus gentechnisch veränderten Hefepilzen– dies sind nur zwei Beispiele der neuen Generation von GVO, die immer häufiger in Lebensmitteln und anderen Produkten enthalten sind. Konsumenten- und Umweltverbände haben daher den Shopper’s Guide to Synthetic Biology veröffentlicht, um Verbrauchern zu helfen, die neue Flut von GVO in Lebensmitteln und Kosmetika zu vermeiden und natürliche und nachhaltige Alternativen zu finden.
Gerichtsurteil: EU-Kommission muss Informationen über endokrine Disruptoren offenlegen
Das Pesticide Action Network (PAN) Europe hat einen Gerichtsprozess beim Europäischen Gerichtshof gegen die EU-Kommission (GD Handel) gewonnen. Dadurch wird die Behörde nun dazu gezwungen, bisher unveröffentlichte Dokumente mit Informationen über endokrin-disruptive Chemikalien (EDC) allgemein zugänglich zu machen. PAN Europe begrüßte das Urteil, da es frischen Wind in die europäische Demokratie bringe.
EFSA weicht Pestizid-Vorschriften auf
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nutzte das Sommerloch, um ein Protokoll für die Umsetzung einer größeren Ausnahmeregelung vom europäischen Pestizidgesetz zu verabschieden. Die Regelung sieht vor, dass gefährliche Pestizide, die unter anderem Krebs, Geburtsfehler und endokrine Störungen verursachen, weiterhin verwendet werden dürfen, obwohl sie nach der neuen Pestizid-Verordnung 1107/2009 verboten sind.
Dr. Bronner’s kündigt Austritt aus der Organic Trade Association an
Dr. Bronner’s, Nordamerikas führender Hersteller ökologischer Seifen und Körperpflegeprodukte, ist aus der Organic Trade Association (OTA) ausgetreten. Das Unternehmen begründete seinen Schritt mit dem Verrat der OTA an der von den Verbrauchern geführten Kampagne für eine GVO-Kennzeichnung und einer allgemeinen Entfernung der OTA von den Grundprinzipien der Biobewegung.
Entwicklungsexpertin aus Bangladesch auf Vortragsreise in Großbritannien
Farida Akhter, eine Wirtschaftswissenschaftlerin und Entwicklungsexpertin aus Bangladesch, ist auf Vortragsreise in Großbritannien. In ihrem Heimatland setzt sie sich für den Erhalt der Sortenvielfalt ein, hat eine Saatgutbank gegründet und ist eine vehemente Kritikerin des Anbaus der gentechnisch veränderten Bt-Aubergine. Sie wird auf fünf verschiedenen Veranstaltungen sprechen.
Monsanto lässt GV-Weizen fallen
Monsanto hat sich von seiner Beteiligung am Saatgutunternehmen InterGrain getrennt, das unter anderem auf die Entwicklung von dürreresistentem GV-Weizen spezialisiert ist. Der Verkauf fand im Vorfeld der erwarteten Übernahme von Monsanto durch Bayer statt. Tress Walmsley, CEO von InterGrain, begründete den Schritt mit der Entscheidung des Konzerns, aus der Weizenzucht in Australien auszusteigen.
„Transgenic Wars“
Transgenic Wars, ein preisgekrönter Dokumentarfilm des französischen Journalisten Paul Moreira, nimmt uns mit auf eine Reise durch Europa und Lateinamerika und betrachtet die Auswirkungen des GVO-Anbaus auf Menschen und Tiere.
Island plant Verbot von GV-Futtermitteln
Das isländische Landwirtschaftsministerium arbeitet an einer Vorschrift zum Verbot von GV-Futtermitteln für Schafe. Die Vereinigung der isländischen Schafzüchter glaubt, dass ein solches Verbot ausländische Märkte für isländisches Schaffleisch öffnen könnte (Quelle: Iceland Review).
Österreichischer Regierungsbeauftragter: Gene-Editing ist Gentechnik
Dietmar Vybiral vom österreichischen Gesundheitsministerium ist davon überzeugt, dass Organismen, die dank neuer, sogenannter Gene-Editing-Methoden wie CRISPR entstehen, als gentechnisch veränderte Organismen eingestuft werden müssen.
Bt-Technologie führt in eine Sackgasse
Die sogenannte Bt-Technologie, bei der Anbaupflanzen mit (ursprünglich nur in Bodenbakterien vorkommenden) Genen ausgestattet werden, mit deren Hilfe die Pflanze Schädlingsgifte produziert, wird immer unwirksamer: So hat der Maiswurzelbohrer bereits Resistenzen gegen drei der insgesamt vier dieser auf dem Markt befindlichen Bt-Toxine gebildet. Zwar haben Wissenschaftler bei DuPont Pioneer inzwischen ein neues Gen zur Herstellung von Toxinen gegen den Maiswurzelbohrer entdeckt, aber es wird Jahre dauern, bis daraus vermarktungsfähige Sorten entstehen.
LOBBYWATCH
Forscher hat Magenschmerzen nach Verzehr von GV-Weißkohl
Der schwedische Botaniker und Befürworter des sogenannten Gene Editing, Stefan Jansson, hat als Werbemaßnahme eine Mahlzeit aus Weißkohl gegessen, der mithilfe dieser Technik gentechnisch verändert worden war. Die Mahlzeit ist ihm jedoch nicht bekommen, wie er selbst zugab. Leider haben weder Janssen noch der Journalist, der den GV-Weißkohl im US-Magazin The Atlantic bewarb, daraus die offensichtliche Schlussfolgerung gezogen.
Industrienahe Wissenschaftler wollen Studien zu GVO-Futtermitteln abschaffen
Wenn es nach den Experten geht, die die aus öffentlichen Geldern der EU finanzierten Tierfütterungsstudien GRACE und G-TwYST durchführen, sollen in Zukunft derartige Studien nicht mehr vorgeschrieben sein, um die Sicherheit von gentechnisch veränderten Organismen als Futtermittel zu überprüfen.
Lateinamerikanische Wissenschaftler widersprechen Nobelpreisträgern
Die lateinamerikanische Wissenschaftlervereinigung UCCSN-AL hat eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie den Brief ablehnt, in dem sich 107 Nobelpreisträger für Gentechnik und insbesondere für Goldenen Reis aussprechen. Der UCCSN-AL zufolge haben die Unterzeichner des Briefs „harte wissenschaftliche Fakten ignoriert“.
USA: Bauern protestieren gegen die Alliance for Science
67 Biobauern aus dem Staat New York haben einen Brief an die Dekanin des Cornell College of Agriculture and Life Sciences, Kathryn J. Boor, und an das Kuratorium der Universität geschickt. Darin fordern sie die Cornell University dazu auf, die Alliance for Science vom Campus zu verweisen. Ausgestattet mit einer großzügigen Finanzierung (5,6 Millionen US-Dollar) der Gates-Stiftung, hat die Alliance for Science seit 2014 – unter dem Deckmantel einer ausgewogenen wissenschaftlichen Betrachtung – Propaganda für Gentechnik betrieben.
Séralini gewinnt zwei Gerichtsverfahren
Professor Gilles-Eric Séralini hat zwei Prozesse gewonnen, bei denen es um Diffamierungen gegen seine Person, seine Forschungskollegen und die Forschungseinrichtung CRIIGEN ging, in der Séralini bis vor kurzem Vorsitzender des wissenschaftlichen Rats war. Im ersten Prozess wurde das französische Nachrichtenmagazin Marianne und sein Reporter Jean-Claude Jaillette wegen Diffamierung verurteilt, weil es Professor Séralini und seine Forschungsstudie von 2012 verunglimpfte. Die Studie von Séralini hatte gezeigt, dass Roundup und GVO-Mais gesundheitsschädigende Wirkungen auf Ratten haben, einschließlich Leber- und Nierenschäden sowie hormonelle Störungen. Jaillette hatte die diffamierenden Worte des amerikanischen Tabak- und GVO-Lobbyisten Henry I. Miller wiederholt. Im zweiten Prozess wurde Marc Fellous, ehemaliger Präsident der Biomolecular Engineering Commission (CGB) der Verbreitung von Unwahrheiten zur Diffamierung von Professor Séralini schuldig befunden.
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Rückblick Nr. 373
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