Steven M. Druker
The Ecologist, 25 June 2015
http://www.theecologist.org/blogs_and_comments/commentators/2921277/the_royal_societys_assault_on_the_science_of_gm_foods_must_cease.html
Die Royal Society möchte, daß wir sie beim Wort nehmen, daß Gentechnisch Veränderte Pflanzen sicher und gesund sind, schreibt Steven Druker.
Aber sie weigert sich, ihre Irrtümer zurückzuziehen, sich bei denjenigen zu entschuldigen, deren guten Ruf sie bestritten hat, oder sich auf ein konstruktives Gespräch zu dem Thema einzulassen.
Um ihre wissenschaftliche Integrität wiederherzustellen, muß sie ihrem eigenen Motto treu bleiben.
Wissenschaftliche Wahrheiten werden nicht nur behauptet, noch werden sie von der Autorität des Vortragenden erschaffen, unabhängig davon wie bedeutend dieser ist.
Sie müssen ihre Wurzeln fest in Evidenz und rationaler Begründung haben.
Doch was ist, wenn eine bedeutende wissenschaftliche Institution wiederholt unkorrekte und irre-führende Aussagen über entscheidende wissenschaftliche Punkte verbreitete, die von signifikantem Belang für die Öffentliche Gesundheit und die Zukunft der Landwirtschaft sind?
Und was, wenn der Präsident dieser Institution direkt über die Ungenauigkeiten informiert worden war – auf eine Weise, die solide ihre Irrtümlichkeit demonstrierte – und wenn er formell gebeten worden war, die Fehler anzuerkennen und zu korrigieren?
Fast jeder würde eine solche Anfrage nicht nur als vernünftig, sondern sogar als zwingend finden - und deshalb annehmen, daß die Institution sie bereitwillig erfüllen würde.
Und in den meisten Fällen, würde er Recht behalten.
Aber es gibt wenigstens ein grell leuchtendes Beispiel, das solchen Erwartungen spotten würde: nämlich da, wo die Institution die Royal Society ist, die auf der Welt älteste und am meisten hochgehaltene wissenschaftliche Vereinigung.
Und da, wo sie Schlüssel-Fakten über Gentechnisch Veränderte (Gen-) Pflanzen falsch dargestellt hat, indem sie die gefährliche Illusion einflößte, daß ihre Risiken viel geringer sind, als sie es tatsächlich sind.
Am 4. März 2015 stellten Jane Goodall und ich auf einer Pressekonferenz in London mein neues Buch Altered Genes, Twisted Truth vor, das die betrügerische Grundlage für die Gen-Food-Unternehmung aufzeigt.
Während dieses Ereignisses gab ich einen Offenen Brief an die Königliche Gesellschaft heraus, in dem mehrere falsche Aussagen, aufgedeckt werden, die die Gesellschaft verbreitet hatte, um das Image dieser Novel Foods [Neuartige Nahrungsmittel] zu beschützen.
Ich übermittelte diesen Brief via E-Mail ebenfalls an Sir Paul Nurse, den Präsidenten der Gesellschaft, – dessen Empfang er bestätigte.
Ungeheuerliche Anmaßungen der Royal Society
Aber weder er noch die Gesellschaft haben die Fehler anerkannt, oder auf die erhobenen Beschuldigungen geantwortet.
Stattdessen ist die Fehldarstellung der Wirklichkeit verstärkt worden.
Als Antwort auf Anfragen der Medien zu der Herausforderung [vom März] folgt hier die offizielle Erklärung, die diese Institution [daraufhin] lieferte:
„Die Königliche Gesellschaft gründet ihre Sicht auf Evidenz, Evidenz, die von Personen mit Experten-Wissen genau überprüft wurde und die dieser Musterung standgehalten hat. Persönliche Meinungen und nicht bewiesene persönliche Berichte sind nicht hilfreich, um eine vernünftige Öffentliche Debatte über die Wissenschaft und die Benutzung neuer Technologien zu führen.“
Auf diese Art gibt die Gesellschaft vor, daß ihre falschen Aussagen auf ordentlicher Evidenz beruhen – während sie den solide dokumentierten Brief verwirft, der im Einzelnen ihre Irrtümer als nur „persönliche Meinungen und unbewiesene persönliche Berichte“ aufzählt.
Darüberhinaus täuscht sie vor, an einer „rationalen Debatte“ interessiert zu sein, während sie sich tatsächlich weigert, sich für eine solche zu engagieren.
Diese Anmaßungen sind ungeheuerlich, z. B. deutet mein Brief darauf, wie ein Bericht der Society versuchte, die Gentechnische Veränderung sicher aussehen zu lassen, indem sie ungerechtfertigterweise die Risiken konventioneller Züchtungen übersteigert.
Obwohl es konkrete Evidenz dafür gibt, daß die Gentechnik die Erzeugung von unerwarteten neuen Toxinen und Allergenen, in den durch sie hergestellten Pflanzen auslöst, - aber keine Evidenz dafür, daß konventionelle Züchtung jemals so etwas getan hat – behauptete der Report, daß konventionelle Züchtung in der Tat zur Entstehung von solchen Gefahren führt.
Und in einem weiteren Angriff auf die Vernunft, versuchte sie ihre Behauptung mit einigen unpassenden Beispielen abzustützen, bei denen gut bekannte Toxine, die bereits vorhanden waren, [vermehrt] wurden, bei denen aber nicht ein einziger neuer Giftstoff gebildet wurde.
Schlimmer ist, daß die Autoren nicht nur diese ungültigen Beispiele benutzten, um ihre falsche Behauptung zu unterstützen, sie bedienten sich ihrer außerdem, um nahe zu legen, daß die Risiken von konventionellen Nahrungsmitteln ebenbürtig mit denjenigen der Gentechnischen Veränderung seien, und sie behaupteten, daß diese angebliche Evidenz „die Frage aufwürfe“, ob man von beiden Arten von Nahrungsmitteln verlangen solle, daß sie die gleichen Sicherheits-Bewertungs-Kriterien erfüllen.
Doch trotz der unangreifbaren Ungültigkeit ihrer Behauptung über die Risiken konventioneller Züchtung verweigert die Society stur, den Irrtum anzuerkennen. Und, um die Arroganz zu verschlimmern, behauptet sie, die Wissenschaft zu verteidigen, indem sie die Bitte um Richtigstellung verweigert und ignoriert.
Eine der rigorosesten Fütterungs-Versuche abgetan
Die Gesellschaft hat sich ebenfalls nicht der Tatsache gestellt, daß sie viele Fehl-Darstellungen verbreitet hat, und sich noch auf andere Weise unethisch verhielt, um eine solide und beunruhigende Forschungsarbeit unglaubwürdig zu machen, die an dem Rowett Institut unter der Leitung von Dr. Arpad Pusztai, einem der führenden Experten der Welt für die Lebensmittel-Sicherheit, durchgeführt worden war.
Diese Studie ist weiterhin eine der gründlichsten, die bislang zu einem Gen-Nahrungsmittel stattfand, und sie ist noch hoch relevant, weil sie die Auswirkungen von dem neuen fremden Protein kontrollierte – was zur Folge hatte, daß die nachteiligen Ergebnisse, die sie gezeigt hat, einer allgemeineren Eigenschaft des Verfahrens der Gentechnischen Veränderung zugeschrieben werden konnten.
Und das ist der Grund, warum die Befürworter von Gen-Nahrungsmitteln diese Studie nicht ausstehen können und sie leidenschaftlich angegriffen haben – unter der Federführung der Königlichen Gesellschaft.
Wie in meinem Brief dokumentiert, griff die Society zuerst die Forschung an, ohne die kompletten Daten gesehen zu haben, was den Herausgeber des The Lancet veranlaßte, sie für ihre „Atem beraubende Unverschämtheit“ zu tadeln.
Dann war sie bestrebt, die Veröffentlichung dieser Forschungs-Arbeit zu verhindern.
Und, nachdem die Forschung trotz der Angriffe tatsächlich im The Lancet publiziert wurde, fuhr die Society damit fort, sie in irreführende Weise schlecht zu machen.
Als sie auf solche Vergehen aufmerksam gemacht wurde, hätte die Gesellschaft mindestens ihre Fehl-Darstellungen formell zurückziehen und die wirklichen Fakten anerkannt haben sollen.
Und um des Anstandes willen sollte sie mehr getan haben.
Sie hätte ebenso meine Bitte erfüllen sollen, daß sie sich formell bei Dr. Pusztai und seinen Kollegen für die unverantwortliche Weise entschuldigt, in der sie und mehrere ihrer Mitglieder ihre Reputation beschmutzt haben.
Schließlich, wenn eine hoch geachtete wissenschaftliche Institution einen solchen ungerechtfertigten Schaden verursacht hat, und wenn dieser Schaden mehr als 15 Jahre andauert, ist das Wenigste, was sie tun kann, sich zu entschuldigen.
Die voreingenommene Förderung der Gentechnik durch die Royal Society muß aufhören
Wie kann die Royal Society sich weigern, ihre Fehl-Darstellungen zu korrigieren? Und wie kann sie darin fortfahren, ihr unverantwortliches Verhalten als ein Beispiel von Wissenschaftlicher Integrität auszugeben – und ihre unerhörten Handlungen als beachtliche Gewissenhaftigkeit?
Offensichtlich nur, weil ihr Bekenntnis, das Image von Gen-Nahrungsmitteln hochzuhalten, stärker ist als ihr Bekenntnis, die Wahrheit und die Integrität der Wissenschaft aufrecht zu halten.
Und ebenfalls nur, weil die Regierung und die Medien zugelassen haben, daß sie mit solch unverschämtem Verhalten davon kommt.
Aber die Öffentlichkeit kann sich diese üble Praxis nicht leisten, und ihre Fortdauer bestätigt viel mehr eine der Schlüssel-Behauptungen meines Buches:
Daß in Bezug auf GVO die Wissenschaft tatsächlich unter [einen] Angriff geraten ist – aber nicht von denjenigen, die zur Vorsicht raten.
Stattdessen wurde der Überfall auf die Wissenschaft von GVO-Befürwortern gestartet, und sein Hauptstoß kam aus ihren eigenen Reihen, als Hunderte bedeutender Wissenschaftler und wissenschaftlicher Institutionen, die Standards unterminierten, die ihnen zur Aufrecht-Erhaltung anvertraut waren, um die Risiken zu verschleiern und die Gen-Food-Unternehmung über Wasser zu halten.
Obwohl die Royal Society dieser schmutzigen Kampagne vorstand, glaube ich, daß ihr Mann im Vordergrund – Sir Paul Nurse – nicht wirklich das Ausmaß erfasste, bis zu dem die Society fehlgegangen ist.
Und ich vermute, daß er selber durch Desinformationen fehlgeleitet wurde, die laufend von Wissenschaftlern ausgeteilt werden, die es besser wissen.
Er hatte dieses Amt nicht inne zu der Zeit, als die in meinem Brief im einzelnen genannten Heruntergekommenheiten begangen wurden, und er ist auch kein Pflanzen-Biologe; und es scheint, daß er von den Darstellungen anderer Wissenschaftler abhängig gewesen sein muß, um sich seine Ansicht zur Gentechnik zu bilden.
Und weiter: Weil er betont hat, daß Wissenschaftler „mentale Aufrichtigkeit“ und „offene Geisteshaltung“ bewahren müssen, ist es begründet, zu erwarten, daß er ein Buch überprüfen würde, das solch ein großes Lob von Experten erhalten hat.
Falls er das macht, sollte er über den Grad beunruhigt sein, in dem die Fakten von einer Menge Wissenschafter verdreht worden sind – und die prominente Rolle, die die Society bei diesem Verdrehen spielte.
Ich wiederhole meine Einladung: lesen Sie mein Buch und berichten Sie mir von allen Irrtümern.
In einem Offenen Brief forderte ich die Society heraus, jede unrichtige Tatsachen-Aussage aufzulisten, die sie in meinem Buch finden könnte, und ich setzte ein Ultimatum, bis zum 20. April. Obwohl die Frist längst abgelaufen ist, bleibt mein Ziel bestehen, daß Sir Paul die wirklichen Fakten kennen lernt.
Deshalb lade ich ihn nochmals ein, mein Buch zu lesen – dieses Mal ohne den Druck irgendeiner Frist, und ich biete an, daß wir uns zu seinen Bedingungen treffen, um aufrichtig seinen Inhalt zu erörtern.
Ich biete außerdem an, ein paar Biologen mitzubringen, die ein tiefes Verständnis über die Risiken der Gen-Pflanzen besitzen und unser Gespräch bereichern können.
Weil er die Wichtigkeit der „Selbst-Kritik“ in der Wissenschafts-Praxis betont hat, würde man darüberhinaus erwarten, daß er sich verpflichtet fühlt, sofort zu handeln – besonders wenn das, was auf dem Spiel steht, nicht nur die Integrität der Royal Society ist, sondern die Integrität der Nahrungs-Versorgung.
Er sollte sich an den Wahlspruch der Royal Society selber erinnern:
‚Nullius in Verba“, was grob mit ‚Glaube dafür niemandes Wort’ übersetzt wird. Wissenschaftliche Wahrheiten werden nicht nur behauptet, noch werden sie von der Autorität des Sprechers erschaffen, unabhängig wie bedeutend dieser ist.
Sie müssen fest in Evidenz und vernünftiger Argumentation verwurzelt sein.
Lassen Sie uns hoffen, daß sich Wahrheit, Vernunft und der Vorrang der Evidenz durchsetzen.
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Steven M. Druker ist ein Amerikanischer Anwalt für Öffentliche Interessen, der als Leitender Direktor der Allianz für die Integrität des Lebens (orig: Alliance for Bio-Integrity), ein Gerichts-Verfahren initiierte, der aufzeigte, wie die US-Regierung die Kommerzialisierung von Gen-Nahrungsmitteln ermöglicht hatte.
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Daten zu dem Offenen Brief von Herrn Steven Druker:
Titel: The Royal Society's assault on the science of GM foods must cease
Autor: Steven M. Druker
http://www.theecologist.org/blogs_and_comments/commentators/2921277/the_royal_societys_assault_on_the_science_of_gm_foods_must_cease.html
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Übersetzung mit [Anmerkungen] und Hervorhebungen durch die GenAG/attac-Bielefeld
Nachrichten in Deutsch
Der Angriff der Royal Society auf die Wissenschaft von Gen-Nahrungsmitteln muß aufhören
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