Dieser Monatsrückblick ist eine Übersetzung aus dem Englischen. Das englische Original befindet sich unter: http://www.gmwatch.org/index.php/news/news-reviews (Details zu unserem ehrenamtlichen Übersetzerteam finden sich hier.
Syngenta mit Dutzenden von Gerichtsverfahren wegen Gentech-Saat konfrontiert
Syngenta ist mit 50 Gerichtsverfahren konfrontiert, und hunderte werden folgen. Dabei geht es um die Anfechtung der Freigabe einer gv-Maissaat, Agrisure Viptera, die China nicht für den Import zugelassen hat. Die Verluste für Landwirte werden auf mindestens 1 Milliarde US-Dollar geschätzt.
Mit Agent Orange verwandtes Herbizid für Anwendung auf Gentech-Pflanzen zugelassen – EPA verklagt
Eine Koalition aus Umweltgruppen und Landwirten verklagt die US-amerikanische Umweltschutzbehörde (US EPA) wegen der Zulassung eines neuen Herbizids (Enlist Duo) für gv-Pflanzen des Unternehmens Dow. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus Glyphosat und 2,4-D, letzteres ein Wirkstoff in Agent Orange. Die Klage wirft der Behörde inadäquate Umwelt- und Gesundheitsprüfungen vor. 49 Mitglieder des US-Kongresses protestierten gegen die Zulassung der 2,4-D-toleranten Pflanzen. Die EPA ignorierte diese Bedenken durch die Zulassung der Pflanzen, erließ aber einige ungewöhnliche Bestimmungen, die die Behörde gegebenenfalls nutzen könnte, um den Einsatz des Herbizids zu beschränken.
Dow begrenzt Verkäufe von Gentech-Soja und –Mais wegen der Bedenken zu China
Dow hat bekannt gegeben, den Verkauf seiner neuen gv-Soja- und –Maissorten zu begrenzen. Die Sorten wurden so verändert, dass sie 2,4-D- und Glyphosat-Herbizide tolerieren. Die Begrenzung soll verhindern, dass die Pflanzen auf den US-amerikanischen Binnenmarkt oder in den internationalen Vertrieb gelangen, während die Importzulassung für die Sorten aus China aussteht.
Umfangreiche internationale Studie über die Sicherheit von Gentech-Nahrungsmitteln von russischer Organisation gestartet
Tausende von Ratten werden mit Monsanto-Maisnahrung in der 25 Millionen teuren, dreijährigen "Faktor GVO"-Studie gefüttert werden. Die Studie befasst sich mit den langfristigen Gesundheitsauswirkungen von Gentech-Nahrung und den zugehörigen Pestiziden. In Reaktion darauf hat der Getech-Lobbyist Julian Little die Öffentlichkeit über den Umfang früherer GVO-Studien getäuscht.
Mit GVO leben – Brief aus den USA an Großbritannien und die EU
Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaftler, Gruppen, Prominente, Lebensmittelhersteller und andere, die 57 Million US-Amerikaner repräsentieren, haben einen Offenen Brief an Großbritannien und die gesamte EU veröffentlicht, in dem sie vor den ernsthaften und vielfältigen Gefahren von gv-Pflanzen warnen – und ihre Unterstützung im Kampf gegen sie versprochen.
Europäische Kommission streicht Position des Leitenden Wissenschaftlichen Beraters
In der neuen Europäischen Kommission wird es die Position des Leitenden Wissenschaftlichen Beraters nicht mehr geben. Der Schritt folgte auf eine Reihe von Offenen Briefen und Artikeln, in denen Nichtregierungsorganisationen (einschließlich GMWatch) das Amt wegen des Mangels an Transparenz und Rechenschaftspflicht kritisierten. Die erste und letzte Leitende Wissenschaftlerin der EU, Anne Glover, wurde von Nassim Nicholas Taleb (außerordentlicher Professor für Risikoforschung an der Universität von New York) eine „gefährliche Idiotin“ genannt, wegen ihres Glaubens, dass das Vorsorgeprinzip in Bezug auf GVO aufgegeben werden sollte.
EU-Verbote von Gentech-Pflanzen: Kommission und Rat sollten dem Parlament folgen
Das Europäische Parlament hat für eine strenge Gesetzgebung gestimmt, die Mitgliedsstaaten ermöglicht, aus dem Anbau von Gentech-Pflanzen auszusteigen. Das ist eine willkommene Initiative, der die Kommission und der Rat folgen sollten.
Verdacht auf Manipulation bei EU-finanzierter Fütterungsstudie mit Gentech-Mais
Forscher des öffentlich finanzierten EU-Studienprojektes zur Sicherheit von GVO, GRACE, haben einen Artikel veröffentlicht, in dem behauptet wird, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von Ratten gab, die 90 Tage lang mit dem Bt-Mais MON810 gefüttert wurden. Tatsächlich aber gab es viele, statistisch signifikante Abweichungen bei den mit gv-Mais gefütterten Ratten, von denen einige potentiell nachteilig waren. Testbiotech hat jetzt eine Analyse der Daten veröffentlicht und die Schlussfolgerung gezogen, dass diese Hinweise auf negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Nieren, Leber und Bauchspeicheldrüse geben. Das Resultat des GRACE Projekts ist wichtig, weil Entscheidungsträger vorhaben, das Ergebnis als Basis für ihre Entscheidung zu nutzen, wenn es darum geht, ob Fütterungsstudien mit Tieren für die zukünftige Risikobewertung von GVO notwendig sein sollen. Andere Wissenschaftler haben ebenfalls ihre Besorgnis über die Interpretation der Ergebnisse durch die GRACE-Forscher zum Ausdruck gebracht.
Großbritannien: Gentech-Lebensmittel finden ihren Weg zu Marks&Spencer
In Großbritannien ist Marks & Spencer unter Beschuss geraten, weil das Warenhaus sechs verschiedene Produkte verkauft, die gv-Soja oder -Mais enthalten. Hier mehr Informationen und aktiv werden.
Monsanto und Dow verklagen Maui County wegen Verbot von Gentech-Anbau
Monsanto und Dow verklagen Maui County (Hawaii), um ein neues Gesetz zu blockieren, das den Anbau von gv-Pflanzen verbietet. Monsanto und seine Verbündeten gaben in Maoui fast 8 Mio. US-Dollar aus, um die Abstimmung zu kippen – das sind 300 Dollar für jede „Nein”-Stimme. Sie übertrafen damit die Ausgaben der Unterstützer des Verbots mit 87 zu 1 - und haben trotzdem verloren.
Weitere Abstimmungsergebnisse aus den USA
„Maßnahme P“, durch die der Anbau von Gentech-Pflanzen illegal würde, hat einen Abstimmungserfolg im Bezirk Humboldt (Kalifornien) erzielt.
In Colorado wurde die Initiative zur Kennzeichnung von gv-Lebensmitteln abgelehnt. Und obwohl die Medien bereits frühzeitig ankündigten, dass die Kennzeichnungsinitiative in Oregon gescheitert sei, steht die Entscheidung auf der Kippe (49.95% Dafür; 50.05% Dagegen). Bei der letzten Auszählung, lagen die „Ja“-Stimmen nur um 1000 unter den „Nein“-Stimmen, bei fast 1,5 Millionen abgegebener Stimmen. Eine Neuauszählung gilt als sicher.
Vermont wehrt sich gegen Versuch, Gesetz zur GVO-Kennzeichnung zu blockieren
Der US-Staat Vermont hat einen Bundesrichter gebeten, eine Klage, mit der die Lebensmittelindustrie zu verhindern versucht, dass das neue Gesetz des Staates zur Kennzeichnung von gv-Lebensmitteln rechtskräftig wird, abzuweisen.
Neil Young boykottiert Starbucks wegen GVO Rechtsstreit
Rockstar Neil Young hat angekündigt, dass er Starbucks wegen der Beteiligung des Konzerns an einer Klage des Lebensherstellerverbandes (Grocery Manufacturers Association) gegen die neuen Auflagen des Staates Vermont, GVO zu kennzeichnen, boykottieren wird.
Studie: Resistenz des Eulenfalters gegen Gentech-Pflanzen in USA beobachtet
Einer neuen Studie zufolge zeigen pflanzenfressende Eulenfalter in großem Umfang Resistenz gegen insektiziden Bt-Mais auf einigen US-amerikanischen Anbauflächen.
McDonalds wird Gentech-Kartoffel von Simplot nicht verkaufen
McDonalds hat angegeben, es gäbe keine Pläne, die neue Gentech-Kartoffel von Simplot zu kaufen. Diese Kartoffel wurde so verändert, dass sie sich an Schnittstellen nicht braun verfärbt. Das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hat diese Kartoffel zugelassen, obwohl sie mit einer neuen, wenig erforschten Form von Gentechnik namens RNA-Interferenz (RNAi) entwickelt wurde, die das 'Abschalten' von Genen beinhaltet.
Monsanto trifft Abfindungsvereinbarung mit Weizenbauern bezüglich Gentech-Verunreinigung
Monsanto hat bekannt gegeben, dass es eine Abfindungsvereinbarung mit Bauern eingegangen ist, die Verluste erlitten, als im vergangenen Jahr Anbauflächen an der nordwestlichen Pazifikküste mit nicht zugelassenem gv-Weizen verunreinigt worden waren.
Pharmazeutischer Mais in Monterey County
Pharmazeutischer gv-Mais wird in Kalifornien angebaut und die örtlichen Behörden halten an dem unbegründeten Glauben fest, dass die Pflanze nicht in die Nahrungs- und Fütterungskette gelangen wird.
Neuer Bericht: Gentech-Verunreinigung kann nicht kontrolliert werden
Die Organisationen Genewatch und Greenpeace haben über rund 10 Jahre ein Verzeichnis zu Gentech-Kontaminierungen geführt. Sie haben nun die Fälle in dem Verzeichnis analysiert und der daraus resultierende Bericht ist in einer öffentlich zugänglichen Zeitschrift veröffentlicht worden. Der Bericht zeigt deutlich, dass Gentech-Verunreinigungen nicht in Grenzen gehalten werden können, selbst wenn die Pflanzen nur in Feldversuchen angebaut werden.
Neue Studie zeigt: Honigbienen durch auf Gentech-Pflanzen verwendetes Herbizid geschädigt
Glyphosatherbizide in im Anbau üblichen Mengen können das Lernverhalten von Honigbienen stören und die Leistungsfähigkeit der gesamten Kolonie langfristig stark schädigen, wie eine neue Studie zeigt.
Gates Stiftung gibt Großteil seiner Landwirtschaftsförderung in reichen Ländern aus
Ein neuer Bericht von GRAIN zeigt, dass der größte Teil der 3 Milliarden US-Dollar, die von der Bill and Melinda Gates-Stiftung zur Verbesserung von landwirtschaftlichen Erträgen für die ärmsten und hungrigsten Menschen der Welt ausgegeben wurde, in die USA, Großbritannien und andere reiche, entwickelte Länder flossen. Laut GRAIN wurden über 80 Prozent der Förderung an Organisationen in den USA und in Europa und nur 10 Prozent an Gruppen in Afrika vergeben. Auf einer Konferenz in Seattle erklärten afrikanische Meinungsführer zu Ernährungssouveränität, agrarökologische Methoden seien das Mittel zur Verbesserung von Ernährungssicherheit. Der Moderator der Veranstaltung, Eric Holt-Gimenez von Food First, legte dar, dass der beanspruchte Grund für das Projekt „Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (Alliance for a Green Revolution in Africa, AGRA) der Stiftung zwar die Hungerbekämpfung gewesen sei, es aber tatsächlich darum gehe, Produkte, insbesondere Düngemittel, Pestizide, Hybride und Gentech-Saatgut zu verkaufen.
Wissenschaftler wie Akademiker weltweit fordern Stopp von Gentech-Feldversuchen in Thailand
Eine Gruppe von Wissenschaftlern und Akademikern hat dem Premierminister Thailands geschrieben, um ihn zu bitten, Gentech-Feldversuche nicht durchführen zu lassen.
Bangladesch: Forschungsinstitut versucht, Bt-Auberginen zu verbreiten
Obwohl das erste Versuchsprogramm scheiterte, verteilt die Regierung Bangladeschs gentechnisch veränderte Bt-Auberginensetzlinge an über 100 Landwirte - vorher waren es zwanzig - um die kontroverse Sorte zu verbreiten. Einige Landwirte, die Teil des ersten Versuchs mit Bt-Auberginen waren, klagten, dass die fehlgeschlagene Ernte sie ruiniert habe.
Bt-Auberginensaat nach Indien geschmuggelt?
Die westbengalische Regierung sagt, sie habe Informationen über eine „Infiltration“ kommerziellen Saatguts von Bt-Auberginen aus Bangladesch. Bt-Auberginen erwiesen sich in Industriestudien als giftig.
Indien fehlt die Kompetenz für das Herumspielen mit Gentech-Lebensmittel – sagt Genetiker
Der Genetiker Suman Sahai fragt: Warum denkt Indien überhaupt über GVO-Feldversuche nach, wenn ein Bericht des Ständigen Ausschusses für Landwirtschaft des Parlaments feststellte, dass das Land technisch nicht kompetent genug sei, um die Versuche durchzuführen?
Konventionelle Züchtung zeigt den Weg im Umgang mit dem Klimawandel
Gentech-Saatgut wird Landwirten und der Öffentlichkeit oft mit der Begründung verkauft, sie seien das Modell der Zukunft, das da weiter macht, wo die konventionelle Pflanzenzüchtung aufhört – das aber ist vielleicht dabei, sich zu ändern. Ein Artikel in dem pro-Gentech- Journal „Nature“ weist auf folgendes hin: „Transgene Techniken, die jeweils auf ein einzelnes Gen abzielen, waren nicht so schnell [wie konventionelle Züchtung] bei der Manipulation [von Dürretoleranz].“ Mehr Beispiele für gentechnikfreie dürretolerante Erfolge gibt es hier. Außerdem zeigt ein neuer Bericht von Greenpeace, dass Marker-gestützte Selektion (auch: Präzisionszucht, Marker Assisted Selection, MAS) wünschenswerte Eigenschaften wie Krankheitsresistenz und Dürretoleranz erzielte, wo die Gentechnik versagte.
Fehlende Beweise für Gentech-Sicherheit – neue fachliche geprüfte Studie
81% der zugelassenen GVO sind nicht auf ihre detaillierten Gesundheitseffekte überprüft worden, zeigt eine neue von Experten begutachtete Studie. Professor Jack Heinemann kommentierte die Studie: „Das Fehlen von Studien ist nicht der einzige interessante Fund. Entscheidend ist, dass viele dieser wenigen Studien außerdem die Methodologie, andere grundlegende Informationen für die Bestimmung der Zuverlässigkeit der Ergebnisse oder gar die Ergebnisse selbst nur unzureichend beschreiben!“
Amish-Landwirte erfinden organische Landwirtschaft neu
Eine Reihe fehlgeschlagener Ernten auf seiner eigenen Farm veranlassten einen Landwirt der Amish dazu, nachzuforschen und forschungsintensive organische Landwirtschaft zu fördern. Sie basiert auf der Stärkung des Immunsystems von Pflanzen durch eine gute Nährstoffversorgung. Wir empfehlen, diesen inspirierenden Artikel vollständig zu lesen.
Auf Leben und Tod: Der weltweite Krieg um das Saatgut
Mehr als die Hälfte des globalen Saatgutmarktes wird von drei Agrochemiekonzernen kontrolliert (Monsanto, DuPont und Syngenta), und neue Gesetze könnten schon bald die Aufbewahrung und den Austausch von Saatgut strafbar machen. Ghana beispielsweise hat bereits dem Druck mehrerer Industrieländer (einschließlich Großbritanniens) und großer Konzerne nachgegeben und ein neues Saatgutgesetz verabschiedet. Weitere Informationen über das Thema findest du hier sowie eine Unterschriftenaktion für britische Staatsbürger hier.
SynBio: Die gruseligsten GVO, von denen man noch nie gehört hat
Derzeit gibt es nahezu keine Regulierung für Produkte der synthetischen Biologie (SynBio), trotzdem prescht die Industrie bei deren Entwicklung voran.
LOBBYWATCH
10 Gründe, sich wegen TTIP Sorgen zu machen
Kritiker haben das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) als „eine lange Wunschliste der Industrie“ und einen „Blankoscheck für US-Konzerne“ bezeichnet. Hier sind 10 Fakten, die Anlass zur Sorge geben. Hier kannst Du aktiv werden.
Wie kriegen wir 9 Milliarden Menschen satt? Eine irreführende Fragestellung
Ein in der New York Times veröffentlichter Artikel des Gastrojournalisten Mark Bittman liefert stichhaltige Argumente gegen die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung, die Gentechnik sei nötig, um den Hunger in der Welt zu beseitigen. Bittman weist darauf hin, dass sogar die ärmsten Länder keinen Mangel an Lebensmitteln haben, sodass jeder mit genügend Geld sie kaufen kann. Daher sollte die Devise nicht „Kampf gegen den Hunger“ lauten, sondern vielmehr „Kampf gegen die Armut“.
Patrick Moore, Botschafter der EXPO 2015?
Gentech-Befürworter setzen sich vehement für die Ernennung von Patrick Moore als Botschafter der EXPO 2015 ein, die in Mailand unter dem Motto „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ stattfinden soll. Der ehemalige Umweltaktivist gehört zu jenen, die den anthropogenen Klimawandel leugnen und sich für Gentechnik in der Landwirtschaft stark machen. Jonathan Matthews von GMWatch erklärt, warum Moore denkbar ungeeignet sei, wissenschaftliche Sachverhalte zu erklären oder die EXPO 2015 zu repräsentieren.
Kann man skeptisch gegenüber Gentechnik sein, aber an den Klimawandel glauben?
Oft werfen GVO-Lobbyisten den Gentech-Kritikern antiwissenschaftliches Denken vor und stecken sie in die gleiche Schublade wie Klimaskeptiker. Wie jedoch Alice Bell, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstelle für Wissenschaftspolitik an der Universität von Sussex erläutert, ist dieser Vorwurf haltlos.
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Rückblick Nr. 347
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