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GM WATCH MONATSRÜCKBLICK Nr. 64

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FORSCHUNG
KONTAMINIERUNG
UNTERNEHMENSPOLITIK
ÖKO-TERRORISMUS
WIDERSTAND
NAHRUNGSSICHERHEIT
GENTECH-SOJA
LOBBYWATCH
EUROPA
GESUNDHEITS- UND BIOSICHERHEITSRISIKEN
FIRMENNACHRICHTEN
KATHOLISCHE KIRCHE

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FORSCHUNG
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+ GENTECH-TIERNAHRUNG: SCHLECHTE NAHRUNGSUMSETZUNG
Ergebnisse von Studien, die Bauern in Deutschland und den USA durchgeführt haben, zeigen, dass mit konventioneller Nahrung gefütterte Tiere Fleisch von höherer Qualität und in größerer Quantität produzieren, als mit Gentech-Nahrungsmitteln gefütterte Tiere. Dieselben Studien berichten von Gesundheitsproblemen, wie Krebsgeschwüren, die man in Gentech-gefütterten Tieren gefunden hat.

GM Watch Kommentar: Die Gentech-Industrie und ihre Freunde in der Regierung nutzen die steigenden Tierfutterkosten zu ihrem Vorteil, in dem sie von der EU eine Aufweichung der Nulltoleranzhaltung gegenüber nicht zugelassenen GVO in Tiernahrung fordern, um damit den geplagten Bauern zu helfen. Tja, hier ist der Beweis, dass Gentech-Tiernahrung, statt den Bauern zu helfen, zu ihrer Benachteiligung führt.

Ein Wissenschaftler, der viele Tierfutterstudien durchgeführt hat, sagte, dass das Hauptkriterium (einige sagen das einzige Kriterium) bei der Beurteilung von Fleischqualität die Umsetzungsrate der Nahrung ist. Damit ist das Gewicht gemeint, welches das Tier durch Aufnahme von 500g Futter zunimmt.
Seitdem wir wissenschaftliche Beweise dafür haben, dass Gentech-Futter eine niedrigere Umsetzungsrate zur Folge hat, hoffen wir, dass wir uns nicht länger die Gentech-Befürworter anhören müssen, die behaupten, Gentech-Nahrung sei eine Lösung für die Nahrungs- und Futtermittelkrise.
http://www.walesonline.co.uk/countryside-farming-news/country-farming-columnists/2008/12/16/gm-feed-is-not-the-answer-for-our-animals-91466-22483001/

+ GENTECH-SALZTOLERANZ "ZU KOMPLEX" FÜR UMSETZUNG
Pflanzenanbau in Salzwasser entwickelt sich zu einer Notwendigkeit, um die Frischwasserknappheiten überwinden zu können, aber der Gentechnik ist es nicht gelungen, salztolerante Pflanzen hervorzubringen -  das berichtete ein Artikel in der Zeitschrift "Science". Die niederländischen Forscher erklärten, dass der Versuch, Salztoleranz gentechnisch in Pflanzen einzubringen bisher unmöglich war, da "die gentechnischen Manipulationen, die dazu notwendig sind, zu komplex sein dürften, um derzeit durchgeführt werden zu können."
http://news.bbc.co.uk/1/hi/sci/tech/7765109.stm

+ STUDIE: KONTAMINIERUGSRISIKO UNTERSCHÄTZT
Neue Forschungsergebnisse aus Frankreich zeigen, dass die derzeitigen Richtlinien für eine sichere Isolierungsdistanz für Gentech-Mais nicht ausreichend sein könnten, um eine Kreuzbestäubung konventioneller Sorten zu verhindern. Die Befunde deuten darauf hin, dass, je mehr Gentech-Mais von Bauern angebaut wird, desto mehr unterschätzen existierende Modelle den "Sicherheits"abstand zwischen Gentech- und konventionellen Pflanzen.
http://www.environmental-expert.com/resultEachPressRelease.aspx?cid=8819&codi=41060&idproducttype=8&level=0

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KONTAMINIERUNG
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+ UK: GENTECH-KONTAMINIERTE PFLANZEN AUS VERSEHEN ANGEBAUT
Mit gv Saat kontaminierte Rapsölsamen sind illegalerweise auf einem Bauernhof in Somerset ausgesät worden. Dieser grobe Fehler könnte dazu führen, dass die veränderten Gene auf andere Felder, Unkräuter und Honig überspringen. Die Gentech-Eigenschaft dieser Rapssorte wurde entwickelt, um die Pflanze gegen heftiges Sprühen mit Monsanto-Herbiziden unempfindlich zu machen.
Wenn sich diese Gentech-Eigenschaft auf verwandte Wildpflanzen überträgt, könnte die Chemikalienresistenz sogenannte Superunkräuter zur Folge haben.
http://www.dailymail.co.uk/news/article-1098476/GM-contaminated-crop-grown-blunder-sparks-fears-gene-spread-fields.html


+ USA: UNERLAUBTE GV BAUMWOLLE KONTAMINIERT TIERFUTTER
Letzten Monat wurde in Texas eine unerlaubte Züchtung von gv Baumwolle versehentlich mit anderer geernteter Baumwolle vermischt. Die Genbaumwolle, die in West Texas angebaut wurde, war zusammen mit 20.000 Tonnen kommerzieller Baumwollsamen in einem Speicher gelagert worden. Beinahe die Hälfte der Ernte war schon zu Baumwollsamenöl und -schrot für Tierfutter verarbeitet worden, als der Firma Monsanto, die die neue Genbaumwolle auf Versuchsfeldern anbaut, der Fehler auffiel.
http://www.google.com/hostednews/ap/article/ALeqM5hC7U_BFHfE7fQmWoybmUPfeAeS_gD94RI6F80
http://www.aphis.usda.gov/newsroom/content/2008/12/ifruit.shtml

+ KONTAMINIERUNG
Diese Kontaminierung geschieht ausgerechnet zu einer Zeit, da die USDA an der endgültigen Festlegung der Regeln arbeitet, die die Aufsicht über die Biotechnologie beträchtlich schwächen würde, bevor die Buschregierung das Weisse Haus verlässt. Die UCS (Vereinigung Betroffener Wissenschaftler) reichte kürzlich einen Kommentar zu den vorgeschlagenen Regeln ein, der die Entscheidungen der USDA als "bedenklichen Verzicht auf die Aufsichtspflicht" über die Regulierung landwirtschaftlicher Biotechnologie und die Gewährleistung sicherer Produktion und Nutzung von gv Pflanzen anklagt. Lesen sie die Kommentare der UCS zu den vorgeschlagenen Regeln hier:
http://www.ucsusa.org/assets/documents/food_and_agriculture/UCS-comments-APHIS-rule-FINAL-11-24-08.pdf

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ÜBERNAHME DURCH KONZERNE
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+ EU KOMMISSION: BIG BUSINESS REGELN SIND OKAY
AktivistInnen haben die demokratische Legitimität der Expertengruppen der Europäischen Kommission infrage gestellt, nachdem die Kommission erklärte, es sei akzeptabel, dass einige ihrer Gruppen von grossen Firmen beherrscht werden.
ALTER*-EU-Aktivist Yiorgos Vassalos sagte: "Selbst die eigenen Richtlinien der Kommission werden missachtet, wenn Expertengruppen, wie diejenigen zu Biotechnologie und Kohle, völlig von den Industrien kontrolliert werden."
ALTER-EU bat die Kommission um Klärung der Frage, inwieweit solche Expertengruppen mit ihren eigenen Regeln bezüglich Konsultation und Gebrauch von Sachverständigen in Einklang gebracht werden können. In den Regeln der Kommission heisst es, dass "vielfältige Standpunkte" berücksichtigt werden sollen. Die Kommission hat bisher abgelehnt, diesen Sachverhalt aufzuklären.

[*Alliance for Lobbying Transparency and Ethics Regulation (ALTER-EU) - siehe http://www.alter-eu.org, Anm. d. Übersetzerin]


+ OBAMA WÄHLT VILSACK ALS LANDWIRTSCHAFTSMINISTER
Der künftige US-Präsident Barack Obama hat den ehemaligen Gouverneur von Iowa und Biotechnik/Ethanol/Agribusiness-Lobbyisten Tom Vilsack für den Posten des US-Landwirtschaftsministers ausgewählt.
http://gristmill.grist.org/story/2008/12/16/2326/6775

GM Watch Kommentar: Diese Ernennung lässt die Hoffnung auf eine nachhaltige Zukunft im Sande verlaufen und wird genauso viel Vertrauen in die Landwirtschaft, wie in US Finanzinstitute erwecken.

Weitere Kommentare:
http://www.npr.org/templates/story/story.php?storyId=98417440
http://stuffedandstarved.org/drupal/node/452

Vilsacks Reaktion auf Kontaminierung von Mais mit dem gv Schweineimpfstoff-Pharma-Mais: http://www.mindfully.org/GE/GE4/ProdiGene-Under-Fire14nov02.htm

BETEILIGEN SIE SICH: Wenden Sie sich gegen Tom Vilsacks Bestätigung als US-Landwirtschaftsminister:
http://salsa.democracyinaction.org/o/642/petition.jsp?petition_KEY=1783

Biotechnik-Jasager in Obamas Team drohen mit einer Ausweitung des Gebrauchs von gefährlichen gv Lebensmitteln in unserer Nahrung.
http://www.huffingtonpost.com/jeffrey-smith/obamas-team-includes-dang_b_147188.html

MACHEN SIE MIT: Unterschreiben Sie eine Petition, die den zukünftigen Präsidenten Obama dazu auffordert, seinen Genkennzeichnungsplan umfassend und sinnvoll zu machen. http://www.responsibletechnology.org/GMFree/TakeAction/MandatoryLabelingPetitiontoObama/index.cfm

-----------------------------------------------------------------------ÖKO-TERRORISMUS
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+ GROSSBRITANNIEN: KRIMINALISIERUNG VON PROTESTEN
Ein heimlich eingeführtes Gesetz, das   angeblich Frauen vor Stalkern schützen soll, wird bereits zur Unterdrückung von friedlichen Protesten benutzt, berichtete George Monbiot. Unter Verwendung dieses "Gesetzes zum Schutz vor Belästigung" (1997) hat das Energieunternehmen RWE npower eine gerichtliche Verfügung gegen einige Dörfler aus Oxfordshire erhalten, die friedlich gegen dessen Plan, einen örtlichen See mit Flugasche aufzufüllen, protestiert hatten. Wer gegen diese Verfügung verstößt, dem drohen fünf Jahre Gefängnis.

Um so eine gerichtliche Verfügung zu erhalten muss ein Unternehmen lediglich darlegen, dass sich jemand durch die Protestierenden "beunruhigt oder besorgt" fühlt - eine Anforderung, die so vage ist, dass sie fast alles bedeuten kann. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wurden die Namen der Demonstranten aus Oxfordshire auf eine Liste von "Verfügungen des Obersten Gerichts im Zusammenhang mit inländischen Kampagnen gegen Extremisten" gesetzt. Dies erfolgte durch die "National Extremism Tactical Co-ordination Unit" (Netcu), einer Polizeieinheit, die der Bekämpfung von Extremisten dient. Einem Mann, der seinen Namen von dieser Liste entfernt sehen wollte, wurde dies verweigert.
Die "National Extremism Tactical Co-ordination Unit" behauptet, dass inländischer Extremismus "meist verbunden ist mit eindimensionalen Protesten, wie Tierrechten, Anti-Kriegs-, Anti-Globalisierungs- and Anti-Gentech Protesten." Aber mit Ausnahme von Tierrechtsprotesten sind diese Kampagnen in Großbritannien fast ausschließlich friedlich gewesen.
http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2008/dec/23/activists-conservation-police

GM Watch Kommentar: GM Watch warnte bereits 2005 vor rechtlichen Winkelzügen, mit denen hart gegen Gentechgegner durchgegriffen werden soll, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Gerichte die Aktionen von Demonstranten unterstützt hatten. Wir waren nicht die Einzigen, die darauf hingewiesen hatten. Der Pressesprecher von Bayer CropScience, Julian Little, äußerte gegenüber The Telegraph: "Wir hoffen, dass neue Gesetze, welche rigoros gegen Tierrechtsaktivisten eingesetzt werden, auch bei Protesten gegen uns zur Geltung kommen."
http://www.non-gm-farmers.com/news_print.asp?ID=2113


+ WALES: GEHEIME MAISERNTE FÜHRT ZU AUSEINANDERSETZUNGEN ÜBER GENTECH
Der Pflanzenbiologe Jonathon Harrington erklärte, er habe sich der Waliser Regierungserklärung, welche Wales zur gentech-freien Zone erklärt, widersetzt, indem er heimlich gv Mais auf seinem Acker angebaut und geerntet hat. Harrington, der den Mais angeblich auf seiner Farm bei Tregoyd in der Nahe von Hay-on-Wye anbaut, sagte "Ich wollte darauf hinweisen, dass wir pflanzliche Gentechnik begrüßen und dass Wales nicht zur gentech-freien Zone erklärt werden kann. Statt diese Technologie zu vermeiden, sollten die Parlamentarier sich für deren schnellstmögliche Einführung einsetzen, um einige der Probleme unserer Agrarindustrie zu bewältigen.
Harrington erklärte nicht, wie dieser gv Mais, von dem er zugab, dass er schlecht abschnitt, den Waliser Bauern helfen soll.
http://www.walesonline.co.uk/countryside-farming-news/farming-news/2009/01/03/secret-maize-harvest-starts-gm-row-91466-22595858/

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WIDERSTAND
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+ CHINESEN WOLLEN LEBENSMITTEL OHNE GENTECHNIK UND OHNE CHEMIE
Nach dem Skandal um Melamin-vergiftete Lebensmittel, bei dem mehr als 50.000 Kinder erkrankten, verlangen chinesische Verbraucher jetzt lautstark chemiefreie und gentechnikfreie Produkte.
http://www.grassrootsnetroots.org/articles/article_16190.cfm

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LEBENSMITTELSICHERHEIT
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+ BRITISCHER STAATSMINISTER FORDERT NACHHALTIGE LEBENSMITTELPRODUKTION
In einer Rede vor der Fabian Society [einer britischen sozialistischen intellektuellen Bewegung; Anm. d. Übers.], betonte der britische Staatssekretär für Umwelt, Ernährung und ländliche Entwicklung, Hilary Benn, die Notwendigkeit einer neuen nachhaltigen Landwirtschaft, die weniger abhängig von fossilen Brennstoffen ist. Staatssekretär Benn schlug der Gentechnik nicht die Tür zu. Er vermied auch mit Bedacht, den Weltagrarbericht IAASTD über die Zukunft der Landwirtschaft zu erwähnen. Sollte dies womöglich geschehen sein, weil der Weltagrarbericht den Einsatz von Gentechnik-Pflanzen kritisch bewertet?
http://www.guardian.co.uk/environment/2008/dec/10/food-foodtech

PERU: GESETZTLOSIGKEIT UND HINTERTÜREN FÜR DIE GENTECHNIK
Peru erwartet in Kürze ein rechtskräftiges Gesetz zur Biosicherheit. Viele fürchten, dass es nicht ausreichen wird, um die Ernährungssicherheit und die genetische Vielfalt im Land zu schützen.
http://www.latinamericapress.org/articles.asp?art=5761

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GENTECH-SOJA
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Ein großes Dankeschön an alle, die der Umweltorganisation WWF Briefe geschickt haben, um deren Teilnahme an der Debatte um Nachhaltigkeitskriterien für Gentech-Soja, zu kritisieren. Euer Protest war SEHR erfolgreich. Die Umweltorganisation hat sich in einer Stellungnahme dafür entschuldigt, dass es den Anschein erweckt hat, sie billige Gentech-Soja.
http://www.panda.org/about_wwf/what_we_do/forests/our_solutions/responsible_forestry/forest_conversion_agriculture/news/index.cfm?uNewsID=152801

Gut gemacht! ABER die Antwort auf ihrer Webseite ist immer noch sehr dürftig. Die Stellungnahme ist voll von Rechtfertigungen für den "Runden Tisch Verantwortungsvolle Soja" (RTRS), der das Thema Gentechnik vollkommen von der Tagesordnung gestrichen hat. Der WWF argumentiert damit, dass es dem Runden Tisch darum ginge, eine nachhaltige Produktion von Soja zu sichern -  unabhängig davon, ob sie gentechnisch verändert ist oder nicht. Das sind Spitzfindigkeiten. Gentech-Soja ist mit Abstand die Pflanze, die am häufigsten in jenen Ländern Südamerikas angebaut wird, wo Soja erwiesenermaßen die Umwelt und die sozialen Strukturen zerstört. Gentech-SOJA ist grundsätzlich NICHT nachhaltig.

In der Antwort auf Eure Briefe zur Gentech-Soja-Debatte spricht der WWF vom "erfolgreichen Abschluss der Gespräche am Runden Tisch". Fakt ist, wenn es nicht gelingt, verstärkt 1. Gentech-Soja komplett abzulehnen und 2. Zähne im Kampf für den Schutz des Regenwaldes zu zeigen, wird es  Erfolg nur für die Ausbeuter der Bauern, nämlich die großen Sojaproduzenten - und natürlich für Monsanto!

Bitte schreiben Sie dem WWF und erklären Sie den Verantwortlichen, dass sie sich durch ihre Teilnahme am Runden Tisch der "Grünwäscherei" mitschuldig machen. Falls der WWF noch nicht geantwortet hat, können Sie ihm unter folgendem Link Ihre Sorge darüber mitteilen, dass er der Gentechnik zu einem "grünen" umweltfreundlichen Image verhilft. 
http://www.panda.org/about_wwf/who_we_are/offices/index.cfm
Weitere Informationen:
http://www.lasojamata.org/files/RTbriefing%202008_6.pdf

+ VERSTECKTE KOSTEN DER GNTECH-FÜTTERUNG
Ein kürzlich erschienener und ausgezeichneter Artikel über Zerstörung der Umwelt und des Sozialgefüges in Paraguay(85 Prozent der Sojas auf den Feldern in Paraguay ist gentechnisch verändert) finden Sie hier http://www.guardian.co.uk:80/environment/2008/dec/07/meat-soya-environment-paraguay


+ NACHFRAGE NACH GENSOJA IM BRASILIANISCHEN BUNDESSTAAT PARANA GEFALLEN
Dieses Jahr bot der Saatguthandel in Parana mehr konventionelle als gv Sojasamen für die Saison 2008/09 an. Dem Minister für Landwirtschaft und Versorgung Valter Bianchini zufolge pflanzen die Bauern Paranás weniger Gensoja an, nachdem herausgefunden hatten, dass die Produktionskosten beim Anbau konventionellen Sojas niedriger sind.
Quelle: Agência Estadual de Notícias do Paraná (Nachrichtenagentur des Staates Paraná, 12/18/2008)

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+ GROSSBRITANNIEN: KING PREIST GENMANIPULATION IM FERNSEHEN
Der frühere leitende wissenschaftliche Berater der britischen Regierung, David King, pries erneut genmanipulierte Lebensmittel an, diesmal in einem Cafe in Oxford in der Serie "Street Science" im BBC 4. King verbreitet gern die Lügen der Industrie über GMO, unter anderem, dass
- 15-20 Jahre (!) des Verzehrs genmanipulierter Lebensmittel durch Amerikaner beweisen deren Sicherheit
- Genpflanzen "den Gebrauch von  Pestiziden reduzieren"
- Genpflanzen den Landwirten "doppelte Erträge" ermöglichen.

Die absurdeste Behauptung Kings ist jedoch diese: "Es gibt nun gv Spielarten der wichtigsten Nutzpflanzen Reis, Mais und Weizen, die widerstandsfähig gegen Dürre, Überflutung, Salz und Krankheiten sind und Afrika in die Lage versetzen könnten, seine Bewohner zu ernähren." In Wirklichkeit gibt es keine solchen Genpflanzen, obwohl durch herkömmliche Züchtung beachtliche Erfolge in diese Richtung erzielt wurden. Das hält King aber nicht davon ab, erlogene Einzelheiten über die angeblichen Erfolge flut- und dürreresistenter Nutzpflanzen von sich zu geben:
http://www.gmwatch.eu/archives/46-Transcript-of-David-Kings-Street-Science.html

Das Programm können Sie sich hier anhören:
http://www.bbc.co.uk/radio4/science/streetscience.shtml

Peter Melchett kritisiert Kings Behauptungen:
http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2008/dec/09/david-king-gm-crops

Street Science verfolgt Kings falsche Behauptungen über einen Durchbruch genmanipulierter Lebensmittel in Afrika letztes Jahr im Programm Today im Radio 4 und das unlängst im BBC ausgestrahlte irreführende Programm Horizon über "Jimmys Kampf mit genmanipulierten Lebensmitteln". Einzelheiten darüber, wie sie eine Beschwerde bei der BBC über deren Sorgfaltspflicht abgeben können, finden Sie hier:
http://www.bbc.co.uk/complaints/

+ JIMMYS BAUERNHOF GRUNDSÄTZLICH GENFREI!
Im Gefolge einer Reklame für Genmanipulation durch den Schweinehalter Jimmy Doherty in der BBC "Wissenschafts"serie Horizon hat ein Zuschauer eine E-Mail an GM Watch weitergeleitet. Die E-Mail war als Antwort auf die Frage des Zuschauers gesendet worden, ob auf Jimmys Hof GVO benutzt werden. Jimmys Gutsverwalter äußerte sich kategorisch: "All unsere Produkte sind vollkommen gentech-frei, auch die Nahrung, die wir an die Tiere verfüttern".

+ NATURE ÜBER IAASTD UND BANGMFOOD.ORG
Ein Leitartikel in der Zeitschrift "Nature" deutet an, dass der IAASTD-Bericht über die Zukunft der Landwirtschaft versagt hat. Das ist falsch. Er war nur in einem Punkt unzulänglich es ist ihm nicht gelungen, sich bei der Gentech-Industrie einzuschmeicheln, deren Vertreter sich von dem Bericht distanzierten, sobald sich herausstellte, dass er genmanipulierte Pflanzen nicht als Lösung von Nahrungssicherheitsproblemen präsentieren würde. Der Leitartikel in "Nature" macht ebenfalls auf eine neue Kampagne gegen Genpflanzen aufmerksam: www.banGMfood.org
http://www.nature.com/nature/journal/v456/n7221/full/456421b.html


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EUROPA
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+ EU-GENTECHNIKKAMPAGNE EIN ERFOLG!
Aktivisten haben es geschafft, Pro-Gentechnik-Länder (Großbritannien und Deutschland)daran zu hindern, ein wichtiges Treffen der EU-Umweltminister zu Gentechnik und Lebensmittelsicherheit scheitern zu lassen. Über 70.000 Nachrichten waren an EU-Politiker geschickt worden. Danach einigten sich EU-Umweltminister darauf, dass:
- die langfristigen Auswirkungen von GVO auf Umwelt und Gesundheit beurteilt werden müssen.
- es unabhängige wissenschaftliche Forschung zu GVO geben soll, sowie Zugang zu Informationen, die zur Zeit von agrochemischen Unternehmen geheimgehalten werden.
- pestizidproduzierende gv-Pflanzen auf die gleiche Weise behandeln werden sollen wie chemische Pestizide.
- Regionen und Gemeinden das Recht haben, gentechnikfreie Zonen einzurichten.

Details des neuen rechtlichen Rahmens für die Genehmigung von GVO finden sich hier [Dokument nur auf englisch und französisch verfügbar, Anm. d. Übers.]:
http://www.consilium.europa.eu/ueDocs/cms_Data/docs/pressData/en/envir/104553.pdf

+ GROSSBRITANNIEN VERSUCHTE, ENTSCHEIDENDE GENTECH-SCHUTZMASSNAHME ZU BLOCKIEREN
Ein durchgesickertes Dokument enthüllt, dass Großbritannien sich im Alleingang daran gemacht hat, eine entscheidende Schutzmaßnahme gegen Bauern zu sabotieren, die unwissentlich Gentech-Pflanzen anbauen. Das Dokument zeigt, dass unter den EU-Mitgliedsstaaten die britische Regierung allein mit ihrem Widerstand gegen eine Bestimmung dasteht, die gentechnische Verunreinigung von Saatgut auf dem "geringstmöglichen" Niveau halten würde.
http://www.independent.co.uk/environment/green-living/britain-tries-to-block-vital-gm-safeguard-1041641.html

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GESUNDHEITS- UND BIOSICHERHEITSRISIKEN
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+ FRÜHERER VORSITZENDER FÜR LEBENSMITTELSICHERHEIT STELLT GENTECHNIK- RISIKOABSCHÄTZUNG IN FRAGE!
In einem erstaunlichen, auf YouTube veröffentlichten Interview erklärt Prof. Patrick Wall, der frühere Vorsitzende des Verwaltungsrats der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority, EFSA), dass die Menschen das Vertrauen in EFSAs Fähigkeit verloren hätten, die Risiken von Gentech-Nahrung einzuschätzen.

Prof. Wall sagt: "Wollen wir, dass unsere Nahrungsmittelkette im Besitz von Konzernriesen ist? Gentech-Nahrung hat keine Vorteile für Verbraucher... EFSA ist eine Verbraucherschutzbehörde; sie ist nicht dazu gedacht, Biotech-Akten durchzuwinken... Wir können europäische Bürger nicht mit Produkten zwangsernähren, die sie nicht wollen. Wir leben in einer Demokratie. Die Menschen haben ein Recht darauf, Einwände zu haben... Wenn die Menschen die (Gen)Technik nicht wollen, dann haben sie ein Recht darauf, sie nicht zu haben."

Obwohl Prof. Wall glaubt, dass von der EFSA genehmigte Gentech-Nahrung sicher ist, sagt er, dass das GVO-Gremium der EFSA "mit Experten bevölkert ist, die sich mit der Technik wohlfühlen... und viele von ihnen nutzen sie in ihren Laboratorien und Forschungseinrichtungen, und sie fühlen sich recht wohl damit; daher sehen sie nicht dieselben Risiken, die vielleicht ein Bürger sehen würde..."

Er verglich diese Situation mit einem Motorradtreffen: "wenn Sie die Motorradfahrer fragen, 'Glauben Sie, dass Motorradfahren gefährlich ist?' sagen sie 'Nein', während andere Leute denken, dass sie verrückt sind!"
Das gesamte Interview + Link zur Abschrift: http://www.gmfreeireland.org/efsa
Presseerklärung unter: http://www.gmfreeireland.org/press/GMFI44.pdf

+ GV LEBENSMITTEL SIND EIN GESUNDHEITSRISIKO INDIENS GESUNDHEITSMINISTER
Indiens Gesundheitsminister Dr. Anbumani Ramadoss hat ein überzeugendes Statement abgegeben, in dem er vor den gesundheitlichen Risiken von gv-Lebensmitteln warnt. Bei einem Treffen von Bauern sagte er: "Gv-Lebensmittel sind ein Gesundheitsrisiko. Es sind keine unabhängigen Tests auf gesundheitliche Auswirkungen bei Bt-Auberginen durchgeführt worden. Es wird aber nach ihrer Einführung auf den Markt gedrängt. Das Gesundheitsministerium wird alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass gv-Lebensmittel nicht kommerzialisiert werden, solange sie nicht alle Sicherheitskriterien erfüllen. Als Minister der PMK [indische Partei] und als Gesundheitsminister werde ich diese Technologie immer ablehnen.
http://www.gmfreeireland.org/news/index.php
http://www.hindu.com/2008/12/10/stories/2008121054150400.htm
Regierung sollte keine gv-Lebensmittel in Gujarat erlauben:
http://www.newkerala.com/topstory-fullnews-58360.html

+ NORMEN FÜR GV-ERNTE-TESTS VON BIOTECH-INDUSTRIE ERSTELLT
Als Resultat eines Prozesses im öffentlichen Interesse, der durch Aruna Rodrigues und anderen angestrengt worden war, wurde Dr. Pushpa Bhargava vom indischen Obersten Gerichtshof damit beauftragt, den Gentech-Regulator GEAC zu überwachen. In einen Brief an den indischen Premierminister verlangte Dr. Bhargava ein Verbot der Einfuhr von gv-Lebensmitteln, das so lange bestehen bleiben soll, bis angemessene Sicherheitstests durchgeführt worden sind:
http://www.gmfreeireland.org/news/index.php
http://www.expressbuzz.com/edition/story.aspx?Title=Ban+GM+food,+GEAC+member+tells+PM&artid=3BQWOeSzMpI=&SectionID=Qz/kHVp9tEs=&MainSectionID=wIcBMLGbUJI=&SectionName=UOaHCPTTmuP3XGzZRCAUTQ==&SEO=Genetic,%20Engineering,%20Approval,%20Commit%20tee,%20Anbuman

In den vergangenen Monaten ist Dr. Bhargava unter Beschuss von Mitgliedern der GEAC geraten, die seinen Auschluss aus dem Komitee anstreben. Nun hat das Zentrum für Lebensmittelsicherheit (CFS) in Washington D.C. einen offenen Brief geschrieben, in dem strengere Tests von gv-Lebensmitteln, wie Dr. Bhargava sie verlangt, unterstützt wird.
http://www.madge.org.au/Docs/centreforfoodsafety.pdf

+ ZEHN ZENTRALE SCHRIFTEN ZU GV GESUNDHEIT UND SICHERHEIT
Aufgelistet hier:
http://www.gmfreecymru.org/pivotal_papers_introduction.htm

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FIRMENNACHRICHTEN
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+ MONSANTO VERLIERT MARKTANTEIL
Das Investmentmagazin "The Motley Fool" berichtet, dass die Weigerung der Firma Monsanto, ihre Preise zu senken, diese Marktanteile kostet.
http://caps.fool.com/blogs/viewpost.aspx?bpid=115238&t=01001019292467236494

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KATHOLISCHE KIRCHE
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+ GVO KEINE ANTWORT AUF LEBENSMITTELKRISE FÜHRENDER BEAMTER DES VATIKAN
In der Vergangenheit hat Kardinal Renato Martino die Position als Sprecher für die Biotechindustrie im Vatikan übernommen. Aber nun scheint er eine Kehrtwende unternommen zu haben. Laut einem Artikel in der Catholic News ist Martino der Meinung, dass die Verantwortung für die Lebensmittelkrise "bei skrupellosen Menschen liegt, die nur auf Profit und sicherlich nicht auf das Wohlergehen aller aus sind."

Der Reporter umschreibt Martinos Zusatz: "Ein gerechteres Verteilungssystem und nicht die Herstellung genetisch veränderter Lebensmittel ist der Schlüssel für das Problem."
http://www.catholicnews.com/data/stories/cns/0900016.htm